Fall Nr. 136

 

ADS-Kind

Schlüsselsatz: „Weißt du, das ist ein ADS-Kind. Mit seinen Eltern hatten wir schon viele Gespräche wegen der Dosis seiner Medikamente!“
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Basketball
Inhalte präsentieren: Spielen und Wettkämpfen
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Es war die erste Stunde einer sechsten Klasse, in der ich hospitiert habe.
Nach mehreren Wochen einer Basketball-Einheit, sollte diese Sportdoppelstunde dazu genutzt werden, die SchülerInnen in Form von Noten zu bewerten.
Die Lehrerin baute zusammen mit den SchülerInnen in der Hallenmitte eine Art Parcours auf, an dem sie verschiedene Spielelemente wie dribbeln, passen etc. beurteilen konnte.
Nachdem die Lehrerin für alle SchülerInnen eine Zensur gefunden hatte (die Noten wurden nicht verraten), wollte sie zur Vollständigkeit noch eine Note für das Spielen.
Schnell wurden die zuvor benötigten Materialien an die Seite der Sporthalle gestellt, damit das Spiel beginnen konnte. Die Lehrerin verteilte Parteibänder, um die Mannschaften farblich zu kennzeichnen, die Mannschaften hatte sie frei eingeteilt.
Die Lehrerin selbst übernahm die Position des Schiedsrichters.
Zwei Mannschaften begannen gegeneinander zu spielen. In einer Mannschaft war ein Kind, das sehr sportlich und motiviert war. Der Junge brachte sich stets ein, bot sich an und lief immer mit, wenn es von einem Korb zum anderen ging – ihn hatte sichtlich den Ehrgeiz gepackt. In seiner Mannschaft waren aber auch Kinder, die noch nicht so gut mit dem Ball umgehen konnten und ihn deshalb oft verloren. In Nähe des eigenen Korbes, passte der motivierte Junge einem Mitspieler zu, um so einen neuen Angriff zu starten. Dieser Junge verlor den Ball schnell an einen Gegner und hielt ihn kurz am Arm fest. Infolge pfiff die Lehrerin nach einer solchen Spielsituation ab und gab den Ball für die Gegnermannschaft frei. Daraufhin lief der Junge vom Spielfeld weg in Richtung Bank und beschwerte sich lautstark über diese Unterbrechung. „Was soll jetzt das? Das ist doch scheiße.“ Er nahm einen Plastikstab, der zuvor noch als Element des Parcours diente und schmetterte ihn über das Spielfeld in Richtung Hallenmitte. Er rief noch einen Satz wie „Ich hab kein Bock mehr“, und verließ die Halle.
Nachdem ich die Lehrerin fragte, ob ich hinterher gehen sollte, antwortete sie: „Nein, den muss man machen lassen. Der beruhigt sich schon wieder. Weißt du, das ist ein ADS-Kind. Mit seinen Eltern hatten wir schon viele Gespräche wegen der Dosis seiner Medikamente!“
Der Rest der Klasse ignorierte das Verhalten des Schülers und spielte weiter. Nach etwa 10 Minuten gingen auch sie in die Kabine, um sich umzuziehen.