Fall Nr. 592

 

Alte Schule

Schlüsselsatz: «Zuerst ins Wasser und acht Längen einschwimmen»
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Schwimmen

Fallbeschreibung:

Es war die erste Lektion nach der grossen Pause. Beim Betreten der Garderobe erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass die Lehrperson krankheitsbedingt ausfällt und Frau Meier (geänderter Name) den Sportunterricht übernehmen wird. Die Stimmung war sichtlich getrübt, weil Frau Meier eine ehemalige Kunstturntrainerin aus dem Osten und ihre strenge Art in der ganzen Schule bekannt war. Die Schülerinnen und Schüler wussten, dass ihnen eine anstrengende Lektion bevorsteht.
Die Klasse war sich gewohnt, auf der Tribüne Platz zu nehmen und den Einstieg von der Sportlehrperson in mündlicher Form präsentiert zu bekommen. Als die Klasse jedoch die Schwimmhalle betrat, werden sie mit den Worten «Zuerst ins Wasser, acht Längen einschwimmen», empfangen. Nach und nach kamen die Schülerinnen und Schüler von der Umkleide und schwammen die acht Längen. Diejenigen, welche mit dem Einschwimmen fertig waren, durften auf der Tribüne Platz nehmen, bis alle der Klasse fertig waren. Da die Klasse auf einem unterschiedlichen Niveau war, was Schwimmen angeht, kam es zu einer Wartezeit auf der Tribüne. Aufgrund dieser Wartezeit bekamen einige der Schülerinnen und Schüler wieder kalt, was sich am Schlottern bemerkbar machte.
Nach etwa fünf Minuten Warten sollten alle aus dem Wasser kommen. Einige der Schülerinnen und Schüler waren nach dem Aufwärmen schon völlig erschöpft. Im Anschluss erklärte Frau Meier, dass der Rückenkraul das Thema der Lektion sein wird und sie das Thema einführen wird. Sie machte die Klasse darauf aufmerksam, dass beim Erlernen des Rückenkraulschwimmens einige Schlüsselaspekte von grosser Bedeutung sind. Eine gute Wasserlage, bei der der Körper auf dem Rücken liegt und die Hüfte nahe der Wasseroberfläche ist, ist entscheidend. Die richtige Beinarbeit, bei der die Beine wie eine kickende Bewegung in Richtung Decke machen sollen, wobei der Kick von der Hüfte aus kommen soll. Ausserdem ist es ist wichtig, sich auf die Rotation des Körpers und die Koordination von Armen und Beinen zu konzentrieren. Atmung spielt ebenfalls eine grosse Rolle, wobei es wichtig ist, den Atem regelmässig und kontrolliert zu nehmen. Geduld, Übung und individuelle Anpassung sind entscheidend, um diese Technik erfolgreich zu erlernen, so Frau Meier.
Damit die Klasse erste Erfahrungen sammeln konnte, bekam jeder Schüler und jede Schülerin ein Brettchen, welches über dem Kopf gehalten werden sollte, um sich in erster Linie auf die Beinarbeit konzentrieren zu können. Aufgrund Ihres Alters führte Frau Meier die Technik selbst nicht mehr vor, ermutigte jedoch die Schülerinnen und Schüler, es selbst auszuprobieren. Sie erklärte, dass das Experimentieren besonders wichtig sei, damit die Schülerinnen und Schüler den Schwimmstil an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen könnten.
Diese Übung war sehr anstrengend, und man hörte bald, dass sich einige Schülerinnen und Schüler darüber beschwerten, warum man überhaupt die Rückenkraultechnik beherrschen müsse, wenn man mit dem Kraul sowieso schneller sei und die Prüfung ja auf Zeit sei. Frau Meier erklärte, dass solche anfänglichen Schwierigkeiten bei der Umstellung auf eine neue Technik völlig normal seien, und ermutigte die Klasse, weiterhin daran zu arbeiten.
Wie immer gab es einige Schüler, die nicht besonders begeistert von der Schwimmstunde waren und sich nur halbherzig beteiligten. Die Schwimmlehrerin versuchte, sie zu motivieren, und sie machten zumindest den Anschein, mitzumachen, solange Frau Meier zuschaute. Doch sobald sie den Blick abwandte, liessen sie nach und liefen mit den Beinen, da das Wasser nicht allzu tief war.
Nach etwa zehn Minuten, in denen alle an der Technik gearbeitet hatten, entschied Frau Meier, zwei Schüler aus unserer Klasse auszuwählen, um eine kleine Demonstration zu geben. Den Schülerinnen und Schülern war dieses Ritual bekannt. Sie wählte einen sportlichen Schüler und einen eher unsportlichen und schüchternen Schüler aus, die zufällig eine ähnliche Körperstatur hatten. Die beiden Schüler wurde gebeten, vor der Klasse die Rückenkraultechnik zu demonstrieren. Die Aufgabe der restlichen Schülerinnen und Schüler war es, die beiden Schwimmstile zu analysieren. Nachdem Präsentieren forderte Frau Meier die Klasse dazu auf, das Gesehene zu analysieren. Die meisten positiven Kommentare bezogen sich auf den guten Schwimmer und die meisten negativen Kommentare auf den schwächeren Schwimmer. Einige Schülerinnen und Schüler gaben dem schwächeren Schüler auch positive Kommentare, jedoch war ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, da er sich offensichtlich Mühe gegeben hatte, er war ganz ausser Atem.
Nach der Besprechung führte Frau Meier noch einmal die wichtigsten Punkte des Beinschlages aus und gab die Einführung für die Armbewegung. Im Anschluss forderte sie die Klasse auf die besprochenen Punkte anzuwenden und zu verbessern und nun aber auch die Armbewegung mit einzubeziehen. Frau Meier ging am Beckenrand auf und ab und verbesserte die Schülerinnen und Schüler. Sie hatte jede Menge zu tun, da die Schülerinnen und Schüler mit der Situation sichtlich überfordert waren. Zudem hatte ich den Eindruck, dass die Energie sich langsam, aber sicher dem Ende zu neigte.
Nach weiteren zehn Minuten musste Frau Meier die Stunde beenden, da sie eine Schülerin darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sie jeweils fünf Minuten vor dem Läuten aufhörten um genug Zeit zum Duschen zu haben. Aus diesem Grund beendete die Lehrerin den Schwimmunterricht und schickte die Klasse zum Duschen in die Garderoben.