Fall Nr. 531

 

Der 12-Minuten-Lauf

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Laufen, Springen, Werfen
Disziplin/Sportart: Laufen
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Klasse:
Die nachfolgende Sportstunde fand in einer Berufsschule mit KV-Lehrlingen im ersten Lehrjahr statt. Diese ging nach der grossen Pause von 9:30 - 10:15 vonstatten. Die Klasse besteht aus 15 Mädchen und 9 Knaben. Die Klasse ist eine BMS-(Berufsmaturität) Klasse, welche in der Regel im Sportunterricht immer sehr gut und motiviert dabei ist. Das Leistungsniveau in der ganzen Klasse ist sehr heterogen.

Umgebung:
In den vorangegangenen Lektionen wurde immer wieder die Ausdauer trainiert, mit dem Ziel, einen 12 Minuten Lauf zu absolvieren. Die Lehrlinge bekamen dann zwei Versuche, wobei der bessere zählte. Diese Note machte dann zu einem Drittel die Zeugnisnote aus. Da die Klasse nur eine Stunde Sport pro Woche hat, fanden die Probeprüfung und die richtige Prüfung in direkt aufeinanderfolgenden Wochen statt.

Ablauf der Lektion:
Die Lehrperson hat sich dazu entschieden, den 12-Minuten-Lauf in der Halle durchzuführen. Schon vor der Stunde hatte sie Malstäbe zur Markierung der Runde aufgestellt. Als die Lehrlinge die Turnhalle betraten, fingen schon viele an zu motzen, da sie bereits wussten, dass sie nun einen 12 Minuten Lauf durchführen müssen.

Einzelne suchten immer das Gespräch mit der Lehrperson und fingen an zu diskutieren, ob sie doch nicht etwas anderes tun könnten. Doch ihre Proteste nutzten nichts und die Lehrperson beharrte darauf, dass alle diesen durchzuführen haben.
Als die Schulglocke klingelte, wurden alle Schülerinnen und Schüler von der LP zusammengetrommelt und es wurde erklärt, dass heute ein Probedurchlauf des Laufs stattfinden werde. Nächste Woche soll dann der eigentliche Test folgen.
Bewertet wird dann der bessere der beiden Versuche. Es herrschte dabei immer wieder Unruhe und viele Lehrlinge begannen
untereinander kleine Zweiergespräche zu führen. Daher entschied die Lehrperson, das eigentlich geplante Aufwärmen (Seilspringen) zu überspringen und die Lehrlinge zu zweit 2 Runden joggen zu lassen.
Gleich danach wurden Pärchen gebildet, bei dem jemand von dem Pärchen den 12-Minuten-Lauf absolvierte, während die andere Person die Runden zählte. Zügig wurden Blätter und Stifte verteilt und die erste Gruppe absolvierte den Lauf. Trotz der vielen Proteste zu Beginn der Lektion, gaben sich alle Mühe, möglichst viele Runden zu absolvieren. Nach einer kurzen Verschnaufpause für die erste Gruppe, machte sich die zweite Gruppe bereit.
Als die zweite Gruppe startete, rannten alle los, ausser einem Jungen. Dieser rannte demonstrativ nicht, sondern spazierte los. „Sven, au Sie dörfed renne wie alli andere!" ermahnte ihn die Lehrperson zugleich. Also joggte er einige Meter, spazierte dann jedoch weiter. Die Lehrperson forderte ihn mehrere Male auf, zu joggen. Dieser joggte dann in sehr gemächlichem Tempo. Alle anderen gaben wieder ihr Bestes, ausser Sven. Nach ungefähr sechs Minuten fing Sven wieder an zu spazieren. Man sah ihm jedoch an, dass er noch lange nicht ausser Atem war und nur aus Desinteresse spazierte. Die Lehrperson sah sich dies zu Beginn
kommentarlos an. Dann forderte sie Sven wieder dazu auf, zu rennen. „Ich han aifach kei Lust zum seckle", entgegnete Sven daraufhin. Die Lehrperson wurde sehr laut und schrie Sven fast schon an: „Jetzt renned Sie eifach wie alli andere!" Die restlichen Minuten joggte Sven immer wieder kleine Strecken, ging dann jedoch immer wieder. Die Lehrperson beachtete ihn nicht mehr und konzentrierte sich darauf, die restlichen Lehrlinge anzufeuern und zu motivieren. Schlussendlich hatte Sven 7 Runden absolviert, wobei die meisten um die 20 Runden rannten.

Nach der Stunde suchte die Lehrperson mit Sven das Einzelgespräch. Dabei stellte sich heraus, dass ihm die Sportnote eigentlich egal sei, da diese sowieso nicht zur Lehrabschlussprüfung zähle und er einfach nicht gerne Ausdauerläufe absolviere. Die Lehrperson erläuterte, dass es ab und zu eben auch in einem Fach wie Sport Themen gäbe, die nicht jeden interessieren, aber man sich darauf einfach einlassen müsse. Schlussendlich einigten sich die beiden darauf, dass Sven in der nächsten Stunde sich mehr anstrengt, auch wenn ihm der 12 Minuten Lauf keine Freude bereitet.

In der nächsten Stunde wurde die Notentabelle aufgehängt. Jene Schülerinnen und Schüler, die sich noch verbessern wollten, konnten einen zweiten Versuch durchführen. Sven nahm diesen Versuch nicht wahr und erhielt für diese Prüfung die Note 2.