Die D-Niveau Oberstufenschüler betreten in der ersten Schulstunde des Freitagmorgens die Turnhalle. Mit dabei ein Schüler namens Leonard, der aufgrund seiner athletischen und kräftigen Statur sofort auffällt. Leonard ist ein guter Sportler, spielte bis zu seinem Rauswurf wegen mehreren roten Karten im ortsansässigen Fussballverein und besucht regelmässig den freiwilligen Schulsport (1.- 3. Oberstufe), wo er von den jüngeren Teilnehmern bewundert und gefeiert wird. Seine, für sein Alter doch eher überdurchschnittlich stark ausgeprägte und definierte Oberkörpermuskulatur präsentiert er an jenem Freitagmorgen in seinem engen Tanktop. Leonard ist kein unbeschriebenes Blatt an der Schule. Häufig spielt er bei Raufereien auf dem Pausenplatz eine gewichtige Rolle. Im Unterricht ist er oft unmotiviert und seine Noten lassen auch zu wünschen übrig. Vor gut einem Monat wurde er aufgrund wiederholter Disziplinlosigkeiten zu einem klärenden Gespräch mit der Schulleitung aufgeboten. Sie drohten ihm bei einem weiteren Fehlverhalten mit dem sofortigen Ausschluss aus der Schule. Zudem kann das Elternhaus von Leonard als eher schwierig definiert werden. Vor einigen Wochen fragte er den Sportlehrer des freiwilligen Schulsports, ob er nicht mit einem Baseball-Cap turnen dürfe, weil ihm die kahl rasierte Frisur überhaupt nicht passe, welche ihm sein Vater am Vorabend aufgezwungen habe. An diesem Morgen stand Völkerball auf dem Programm. Es wurden zwei Teams gewählt. Der Lehrer übergab jenem Leonard und einem weiteren Schüler (Arben) die Aufgabe, die Teams zu wählen. Als der letzte Schüler (Pascal) von Arben gewählt wurde, dreht sich Pascal zu Leonard hin und sagt: „Ha eh ned welle met der sii!“ Das Spiel beginnt. Sofort fällt auf, dass Leonard der Dreh- und Angelpunkt im Spiel seiner Mannschaft ist. Er gibt Anweisungen und fordert ununterbrochen die Spieler auf, ihm den Ball zu zuspielen. Sobald er sich den Ball geschnappt oder ein Zuspiel bekommen hat, ballert er das runde Leder sofort mit einem Hochgeschwindigkeits-Geschoss Richtung Gegenspieler, egal wie frei seine Mitspieler in diesem Moment sind. Kein anderer in Leonard’s Team getraut sich, selber auf die gegnerische Partei zu schiessen. Jedes Teammitglied passt sofort zu Leonard. Er verbucht dementsprechend viele Treffer. Kurz vor Schluss der Stunde hat jedes Team einen Match gewonnen. Im entscheidenden dritten Spiel ist noch je ein Spieler jeder Mannschaft im Feld übrig. Immer wieder wird Leonard von seiner Gruppe angespielt, in der Hoffnung, dass er den finalen Impuls für den Sieg setzen kann. In dem Moment, als Leonard wieder einmal am Ball ist, fordert der Lehrer seine Schüler auf, clevere Zuspiele zu machen. Trotzdem schiesst Leonard selber, obwohl er schlecht positioniert ist und fast keine Chance hat, den Gegner zu treffen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen von Leonard kommt der Ball zufällig zu Xaver, welcher den Ball sofort mit einem klugen Pass an Leonard weiterleitet. Leonard trifft darauf aus kurzer Distanz die Beine des letzten Gegenspielers. Der Lehrer pfeift das Spiel ab, ohne ein Wort über den entscheidenden Pass zu verlieren. Das Team von Leonard hat gewonnen und er selber nimmt den Sieg eher gelassen hin und spaziert in seinem gewohnt aufrechten Gang stolz durch die Halle. (Bernet & Sager)