Fall Nr. 149

 

Der umgeknickte Daumen

Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Kooperative Spielformen
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

In meinem Tagespraktikum (T2) unterrichtete ich eine koedukative siebte Klasse Hauptschule. Die Klasse hat sehr viel Mühe sich zu konzentrieren und einander sowie der Lehrperson zuzuhören. Außerdem ist die Gemeinschaft in dieser Klasse nicht sehr gut, so dass es immer wieder zu Problemen kommt, wenn sie etwas in kleinen Gruppen machen sollen. Wenn Schüler und Schülerinnen (SuS), die sich nicht mögen, in einer Gruppe zusammen sind, gibt es sehr meistens Streit und Auseinandersetzungen. Drei Schülerinnen versuchen oft Ruhe in die Klasse zu bringen und diese zu besänftigen.
Für die folgende Stunde bat mich mein Mentor ihn für zwei Stunden zu vertreten, da er in eine wichtige Sitzung musste. Ich kannte die Klasse bereits gut. Um die Gemeinschaft und das Vertrauen der Klasse zu stärken, plante ich einige Gemeinschaftsspiele wie: Das Sortieren der Klasse auf zwei umgedrehten Bänken nach der Größe und dem Alter sowie das Tarzanspiel, bei dem am Schluss alle SuS auf zwei Kästen stehen sollten. Zum Aufwärmen erklärte ich den SuS zwei unterschiedliche Arten des Kettenfangi. Sie führten diese aus und waren mit Motivation dabei und hatten Spaß.
Nach fünf Minuten kam ein Schüler (Sven) zu mir und meinte, dass er so fest von seinem Mitschüler gezogen wurde, dass durch dieses Gezerre sein Daumen umgeknickt wurde. Ich bat einen anderen Schüler mit ihm mit zu gehen und den Daumen zu kühlen. Außerdem stellte ich den besagten Mitschüler zur Rede, dieser meinte, dass es keine Absicht war, da er auch von den anderen gezogen wurde. Der Rest spielte munter weiter. Als Sven zurückkam, sah ich, dass er Tränen in den Augen hatte. Ich fragte, ob ich seinen Daumen verbinden sollte und er bejahte dies. Ich erklärte den SuS die erste Aufgabe mit den Bänken und bat eine sehr zuverlässige Schülerin, auf die die Klasse etwas hörte, ein Auge auf ihre MitschülerInnen zu werfen. Als die Aufgabe klar war, ging ich in die Lehrerumkleidekabine und verband den verletzten Daumen. Danach ging es dem Schüler wieder etwas besser. Dennoch fragte er mich ob er nach Hause gehen dürfe. Da es die letzte Stunde am Vormittag war, fragte ich, ob seine Eltern zu Hause seien und schickte ihn heim. Ich sagte ihm, wenn sein Daumen nicht aufhört zu schmerzen, solle er zum Arzt gehen.
Die Sortieraufgabe hat, wie zu erwarten war, nicht gut geklappt, da viele SuS einfach auf den Boden gingen und dort die Plätze wechselten, was überhaupt nicht die Idee war. Ich brach die Aufgabe ab und ließ die Bänke aufräumen und baute die Geräte für das Tarzanspiel auf. Dies hat erstaunlich gut geklappt. Ein paar weigerten sich die anderen festzuhalten und die Aufgabe durchzuführen, dennoch motivierten sich die SuS gegenseitig. Auch die anschließende Reflexion verlief positiv und sie erkannten, dass für eine solche Aufgabe man den MitschülerInnen vertrauen können muss.