Fall Nr. 225

 

Ein bisschen springen

Schlüsselsatz: „Das wichtigste ist, dass die Schüler sich bewegen und ein bisschen springen. Mehr nicht.“
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Laufen, Springen, Werfen
Disziplin/Sportart: Hochsprung
Inhalte präsentieren: Üben und Trainieren
Spezielle Themen: Sicherheit
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Sportunterricht in einer 8. Klasse. Doppelstunde und Leistungsüberprüfung im Hochsprung. 30 Schüler haben die Möglichkeit an zwei Hochsprunganlagen zu springen. Der Sportlehrer, Herr S., ist ein hochgewachsener Mann, der im Unterricht mit lauter durchdringender Stimme spricht. Zuerst springen alle Schüler an einer Anlage über eine niedrige Anfangshöhe und Herr S. teilt die Klasse in 2 Gruppen. Die erste Gruppe besteht aus den Schülern, die die Anfangshöhe überspringen und die andere Gruppe aus dem „Rest".
Auch ein Praktikant nimmt passiv an der Stunde teil. Er kennt die Klasse und den Lehrer nicht und hat vor, sich den Sportunterricht von der Bank aus anzuschauen. Er bekommt von Herrn den Auftrag, sich um die Gruppe von Schülern zu kümmern, die die Anfangshöhe nicht geschafft haben. Herr S. sagt zu ihm: „Das wichtigste ist, dass die Schüler sich bewegen und ein bisschen springen. Mehr nicht.“ Mit der anderen Gruppe geht der Sportlehrer zur 2. Anlage, setzt sich auf einen Stuhl, holt sein Notenbuch heraus und lässt die Schüler springen.
Nach kurzer Zeit setzt sich Hildegard auf die Bank. Herr S. bleibt auf seinem Stuhl sitzen, den er übrigens die ganze Stunde nicht verlassen wird und überprüft weiter die Sprünge seiner Gruppe. Auch der Praktikant bleibt bei seiner Gruppe und versucht die Fehler der Schüler zu korrigieren. Nach einer viertel Stunde setzt sich Nancy an eine Wand auf den Boden und hält sich weinend ihr Knie. Andere Schülerinnen folgen ihr und fragen: „Was hast du denn, Nancy? Warum weinst du denn?“ Sowohl Sportlehrer als auch Praktikant bleiben bei ihrer Gruppe und überprüfen weiter die Sprünge.
Einige Kinder gehen zum Sportlehrer und machen ihn darauf aufmerksam, dass eine Schülerin weinend am Rand sitzt. Herr S. sagt lautstark: „Das muss Nancy mit mir selber regeln. Wenn sie ein Problem hat, soll sie zu mir kommen.“ Die Schülerinnen laufen wieder zu Nancy und berichten ihr. Nancy bleibt aber zusammengekauert sitzen und weint. Dann schlägt sie mit der Faust auf den Boden, richtet sich auf und will die Halle verlassen.
Herr S. verfolgt das Geschehen und ruft durch die Halle: „Keiner verlässt die Halle, ansonsten...!“ Nancy steht schon an der geöffneten Hallentür und scheint zu zögern! Sie schließt dann die Türe wieder und setzt sich zurück auf den Boden.
So vergeht die Stunde. Herr S. überprüft die übersprungenen Höhen seiner Gruppe und der Praktikant versucht seiner Gruppe die Hochspringtechnik näher zu bringen.
Im Laufe der Stunde gesellen sich immer mehr Schülerinnen, vor allem aus der "schwachen" Gruppe zu Nancy und Hildegard und diskutieren. Die Stunde endet dann und alle SchülerInnen verlassen die Sporthalle. Nach dem Unterricht sagt Herr S. augenverdrehend zum Praktikanten: "Mädels aus der 8.Klasse sind extrem anstrengend. Die Pubertät, jaja..."