Fall Nr. 455

 

„Eine bewegungsfaule Klasse?“

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Tschoukball
Inhalte präsentieren: Spielen und Wettkämpfen
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Bei dieser Fallgeschichte handelt es sich um eine reale Geschichte, welche ich im Rahmen meines Orientierungspraktikums an der Berufsfachschule Rheinfelden erlebt habe.

Beschreibung des Falls:
Die Berufsschulklasse Kos13a besteht aus neun Frauen im dritten Lehrjahr. Alle Frauen dieser Klasse verfolgen eine Kosmetikerinnenlehre. Die Beobachtungen betreffen den Sportunterricht (eine Lektion pro Woche, jeweils am Montag von 12:50 Uhr bis 13:30 Uhr). Die kleine Klasse ist grundsätzlich sehr diszipliniert und erscheint so auch meist pünktlich und bereits umgezogen zum Unterrichtsbeginn. Während den kurzen Frontalunterrichtsperioden hört die Klasse der Lehrperson aufmerksam zu und fällt nicht durch Schwatzen auf. Die Schülerinnen leisten den Anweisungen der Lehrperson (z.B. Material aufstellen, in der Mitte der Turnhalle zusammenzukommen) ohne zu murren und ziemlich speditiv Folge. Allerdings scheinen die Schülerinnen nicht besonders motiviert, sich stark zu bewegen.

Das Thema der hier beschriebenen Lektion war eine Einführung in das Tschoukball-Spiel. Beim Aufwärmspiel (eine Schnappballvariante) scheinen die meisten Schülerinnen noch gewillt, sich aktiv am Spielgeschehen zu beteiligen. Auch beim darauffolgenden Kraftblock scheinen die Schülerinnen engagiert und führen die Kraftübungen wie instruiert durch. Bei der darauffolgenden Einführung des Schnappballspiels (zuerst in einer Variante mit Punktgewinn, wenn der Ball nach dem Trampolinwurf innerhalb des Teams gefangen werden kann, anschliessend mit Punktgewinn, wenn der Ball nach dem Trampolinwurf zu Boden fällt) sinkt die Intensität jedoch drastisch. Die Schülerinnen bewegen sich kaum, spielen nur in einer Hallenhälfte (mit einem Trampolin) und versuchen nicht, gegnerische Punkte zu verhindern. Die Lehrperson versucht die Schülerinnen in ihrer Spielleitungsrolle durch Zwischenrufe zu mehr Bewegung zu motivieren: „Los jetzt“, „kommt schon, holt euch den Ball zurück“ oder „schöner Spielzug“. Diese Motivationsversuche fruchten jedoch selten. Als Folge dessen ist es oftmals auch sehr ruhig in der Turnhalle, was den Schülerinnen durchaus auffällt „es ist so leise, fast ein wenig seltsam“. Die Schülerinnen fragen deshalb nach Musik. Die Lehrperson geht dieser Bitte nach, wodurch sich jedoch die Spielintensität nicht verbessert.

Im Rückblick hinterlässt diese Lektion bei der Lehrperson und wohl auch bei den Schülerinnen ein unbefriedigendes Gefühl. Die Lehrperson stellt sich daher folgende Fragen:

-Wie kann ich in einer nächsten Klasse das Tschouckball-Spiel sinnvoll einführen, so dass die Schüler und Schülerinnen Spass am Spiel entwickeln und dadurch ein bewegungsintensiveres Spiel entsteht?

-Wie kann ich bei der Klasse Kos13a weiter vorgehen, damit die Schülerinnen dennoch einen positiven Bezug zum Tschoukballspiel aufbauen, grundlegende taktische Elemente verstehen und ihr Spielverhalten entsprechend gestalten können?