Ausgangslage:

16 Schülerinnen (Mädchenklasse), 1. FMS-Klasse. Das sportliche Niveau der Klasse ist durchschnittlich. Die Mädchen sind sehr aufgeweckt und energiegeladen sowie leicht zu motivieren, aber auch recht wild und laut. Es gibt drei Mädchen, welche sehr dominant sind und die Anführerinnen der Klasse zu sein scheinen.
Das sportliche Interesse der Klasse ist breit gefächert und das Niveau recht heterogen.
Wichtig ist vielleicht noch zu erwähnen, dass es an der FMS im Sport eine Note gibt, welche mit den Noten der anderen Fächer gleichgestellt ist.


Thema und Ziele der Unterrichtseinheit:

Das Ziel ist es, dass die Schülerinnen während des Semester neben den vom Lernplan vorgegebenen Sportarten (Kugelstossen, Weitsprung, Basketball, Fussball, Tanzen, Boden- & Reckturnen) ein Repertoire an diversen weiteren Spiel- und Trendsportarten aufbauen. Auf Wunsch einer Schülerin macht die Lehrerin eine Unterrichtseinheit zum Thema Rugby (2 Jumbo-Lektionen = 1.5 normale Lektionen). Das Ziel ist, dass die Schülerinnen die Sportart und deren Regeln kennenlernen und die taktischen Eigenheiten der Sportart erarbeiten können, sodass sie das Spiel am Schluss selbst initiieren und aufrechterhalten können. Für die erste Hälfte der Unterrichtseinheit stehen das Kennenlernen des Spiels und dessen Regeln auf dem Programm.


Beschreibung des Stundenverlaufs:

Wie immer versammeln sich die Schülerinnen am Anfang der Lektion und die Lehrerin gibt das Thema der Lektion bekannt. Die Reaktionen sind sehr gemischt: von missmutigem Raunen bis zu erfreuten Ausrufen. Einige fragen nach, was Rugby genau sei.
Im ersten Teil der Lektion werden verschieden kleine Spiele gespielt, welche auf das Endspiel einstimmen sollen (Ballraub, Occtopus etc.). Bei den Spielen geht es vor allem darum, Bälle von einem Ort zum anderen zu transportieren, ohne getagt zu werden. Die Schülerinnen machen grösstenteils enthusiastisch mit. Der Wettkampfgeist ist geweckt und die meisten geben recht viel Einsatz. Schon jetzt geht es recht laut zu und her. Es wird viel geschrien und gekreischt.

Um die Schülerinnen mit den Regeln vertraut zu machen, wird im zweiten Teil der Lektion "Flagball" gespielt. Die Schülerinnen haben jeweils zwei "Bändeli" in den Hosen. Wenn ein "Bändeli" rausgezogen wird, müssen sie stehen bleiben und den Ball nach hinten abgeben. Wieder ist die Klasse generell sehr motiviert und engagiert. Doch schon bald merkt man, wie Einzelne beginnen sich etwas zurückzuhalten. Es bilden sich zwei kleinere Gruppen, die mit vollem Einsatz um den Ball kämpfen während sich die anderen etwas abseits halten.

Als die Lehrerin ankündigt, dass im letzten drittel der Lektion nun "richtiges" Rugby gespielt werde, ist die Reaktion der Schülerinnen wiederum gemischt. Während sich einige darüber freuen, dass sie die anderen nun endlich auch "tackeln" dürfen, äussern andere Bedenken darüber. Die Lehrerin erklärt kurz, was genau erlaubt ist und lässt die Schülerinnen dann spielen.

Während dem Spiel verstärkt sich die Gruppenbildung des zweiten Spiels noch mehr. Es geht recht wild zu und her und einige Schülerinnen halten sich erneut recht am Rande, während die anderen sich immer mehr reinsteigern. Eine Schülerin, die auch in ihrer Freizeit Rugby spielt, erzielt sehr viele Ballgewinne und macht auch viele Punkte. Sie spielt sehr fair, aber mit grossem Einsatz. Dies scheint einigen Spielerinnen des anderen Teams sauer aufzustossen. Das Spiel wird immer aggressiver und es werden vermehrt Kommentare über unfaires und zu hartes Spielen fallen gelassen, wenn die besagte Schülerin am Ball ist. Die Lehrerin ruft zwar gelegentlich rein, dass die Lernenden nicht zu aggressiv spielen sollen, stoppt das Spiel jedoch nicht. Bei einem Spielunterbruch nach einem Punkt, kurz vor Ende der Lektion, stürmt die oben genannte Schülerin plötzlich ohne einen Kommentar und mit Tränen in den Augen aus der Turnhalle. Die Lehrerin beendet daraufhin die Lektion.