Fall Nr. 497

 

Frisbee

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Frisbee
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Ich begann im Oktober 2011 als junge, noch unerfahrene Sportlehrerin an der Be­rufsschule für Detailhandel in Zürich drei Wochenlektionen Sport am Freitagnachmittag zu unterrichten. Ich unterrichtete drei unterschiedliche Klassen. Die Klasse, von der ich hier erzähle, hatte jeweils von 16.15-17.35 nach einer Zwischenstunde ihre Sportlektion. Sie bestand aus 11 Frauen und 5 Männern wovon die meisten Ausländer waren.
Ich übernahm die Klasse als das Schuljahr schon begonnen hatte. Die Klasse hatte die ersten ca. eineinhalb Monate bei einem anderen Sportlehrer Unterricht. Dieser Sportlehrer war ca. 35 Jahre, ungefähr 1.90m gross, muskulös, dunkelhäutig und Ausländer. Wie er seinen Unterricht gestaltete, weiss ich nicht, ebenso die von ihm eingeführten Regeln sind mir nicht bekannt.
Bereits in der zweiten Lektion kam es zum Vorfall, welchen ich hier beschreibe: Ich machte wie üblich vor der Garderobe eine Absenzenkontrolle. Nachdem auch die paar "Zuspätgekommenen" umgezogen waren, ging ich mit der Klasse in den Keller, wo sich unsere Turnhalle befand. Ich schloss die Turnhalle auf und die Klasse (eher wenig motiviert) spazierte in die Turnhalle. Die SuS setzten sich am Hallenrand in kleinen Grüppchen auf den Boden und diskutierten und schwatzten weiter, als ob die Stunde noch gar nicht begonnen hätte. Ich ging einen kurzen Moment in den Geräteraum und holte wie geplant zwei Frisbees hervor. Als die ersten SuS sahen, dass ich zwei Frisbees in den Händen hielt, begannen sie schon lauthals zu meckern. Sie entsetz­ten sich, was das denn für etwas Doofes sei. Sie seien doch keine Kinder mehr und sowieso für so eine Sch... stehen sie sicher nicht auf. Die SuS wünschten, dass Fussball gespielt wird, aber sicher nicht Frisbee. Als sich die Klasse etwas beruhigte und immer noch am Boden sitzen blieb, erklärte ich den SuS das Aufwärmspiel Wand-Frisbee. Es ging darum, dass sich die SuS innerhalb ihres Teams den Frisbee zuwarfen, ohne mit dem Frisbee zu gehen. Diejenige Gruppe, die mit dem Frisbee zuerst die Wand berühren kann, bekommt einen Punkt. Die Mannschaft ohne Frisbee versucht den Frisbee aus der Luft abzufangen oder bekommt den Frisbee, falls er bei einem Fehlpass zu Boden fällt. Ich wollte die Klasse in vier 4er-Gruppen aufteilen und anschliessend in der halben Halle immer zwei Gruppen gegeneinander das „Wand-Frisbee" spielen lassen. Auch nach meiner Erklärung blieb die Klasse einfach am Boden sitzen und die SuS schwatzten weiter, ohne mir noch einen Blick zuzuwerfen. Sie ignorierten mich wortwörtlich. Ich stand da und beobachtete die einzelnen SuS, doch niemand stand auf oder machte auch nur den Anschein aufstehen zu wol­len. Ich pfiff dann einmal in meine Trillerpfeife und als die SuS zu mir schauten, sagte ich, dass ich es ernst gemeint hätte, dass wir nun mit dem Aufwärmspiel beginnen und sie sich bitte erheben sollen. Doch schon während ich sprach, begannen einzelne wieder miteinander zu plaudern. Ich schaute die Klasse erwartungsvoll an und wiederholte nochmals, dass sie sich jetzt bitte erheben und in 4er-Gruppen zusammenstellen sollen. Plötzlich erhoben sich aus dem Nichts zwei Schüler. Sie nahmen mir einen der Frisbee aus der Hand und begannen sich den Frisbee gegenseitig zu­zuwerfen. Langsam erhoben sich weitere Schüler (die Schülerinnen blieben vorerst am Boden sitzen und schwatzten weiter ohne mich zu beachten) und die Schüler warfen sich den Frisbee quer durch die ganze Halle zu. Die zuvor noch schwatzen­den Schülerinnen sahen nun, wie man den Frisbee kreuz und quer herumwerfen konnte. Sie standen auf und spielten auch mit. Die Klasse machte einfach, was sie wollte und es war beinahe schon gefährlich in der Halle, da die beiden Frisbees unkontrolliert in alle Richtungen flogen. Nach ein zwei Minuten erkannte ich definitiv, dass es keinen Sinn machte noch weiter auf der Klasse herumzustochern und von ihnen mein „Wand-Frisbee"-Spiel zu verlangen. Ich pfiff einmal mehr mit meiner Tril­lerpfeife und sammelte verärgert die Frisbees wieder ein. Ich ging in den Geräteraum um die Frisbees zu versorgen und ging mit einem Fussball in die Halle zurück. Unmo­tiviert warf ich den Fussball in die Halle und sagte der Klasse: „Dann spielen Sie doch Fussball!".
Ich stand unmotiviert am Hallenrand, engagierte mich nicht mehr wirklich, weder bei der Gruppeneinteilung noch beim Pfeifen des Spiels und wartete bis die Stunde end­lich vorbei war. Während das Fussballspiel langsam ins Rollen kam, übte eine Schü­lerin ihre Fähigkeit als DJ und legte in voller Lautstärke Musik auf, so dass ich inter­venieren musste.