Fall Nr. 499

 

Handball - Sprungwurftechnik

Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Handball
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Die anschliessend beschriebene Fallgeschichte hat sich im Sportunterricht der Knaben einer 8.Klasse mit 20 Schülern abgespielt. Nach einer spielerischen Einführungslektion ins Thema Handball, wobei kleinere Invasionsspiele wie Ringball, Kastenball oder «Boden-auf, Wand-ab, Boden-auf» gespielt wurde, wird in dieser Einzellektion zum ersten Mal die Sprungwurftechnik eingeführt.
Der Lehrer ist vor Stundenbeginn in der Turnhalle, pumpt platte Handbälle auf und legt 21 davon in den Ballwagen damit sich die Schüler beim Eintreffen bereits mit einem Ball aufwärmen können. Dieses selbständige Aufwärmen der Schüler mit dem Sportgegenstand wurde in der letzten Lektion mit den Schülern angeschaut und auch bereits in der vorhergehenden Unterrichtseinheit Badminton so gehandhabt. Während die Schüler sich einwärmen nimmt die Lehrperson dabei eine Beraterrolle ein und gibt individuelles Feedback.
Die ersten Schüler, welche in der Halle ankommen, begrüssen den Lehrer und schnappen sich daraufhin sofort einen Ball und beginnen sich ordnungsgemäss aufzuwärmen. Nach und nach füllt sich die Halle bis die ganze Klasse vollständig anwesend ist. Die Schüler bilden selbständig kleine Gruppen. In einer Gruppe wird der Ball von Spieler zu Spieler gepasst, eine andere spielt Schnappball (3 gegen 2), in einer weiteren Gruppe versucht man sich gegenseitig beim Prellen den Ball rauszuschlagen und zwei weitere Schüler versuchen sich an den Aufwärmübungen von der letzten Stunde, wobei der Ball hochgeworfen und anschliessend unter anderem eine 360 Grad Drehung versucht wird. Zwei Schüler sind in dieser Aufwärmphase extrem passiv. Sie stehen in der Hallenecke, halten zwar je einen Ball in der Hand, tauschen sich allerdings nur verbal aus. Als die Lehrperson auf sie zugeht und sie anspricht, stellen sie sich lustlos zwei Meter voneinander entfernt auf und spielen sich gegenseitig Boden-auf-Pässe zu wobei sie weiterhin unkonzentriert und verbal aktiv bleiben.
Nach ein paar Minuten gibt die Lehrperson ein Signalton worauf die Schüler sich vor ihr versammeln. Als Repetition nimmt die Lehrperson das «Boden-auf, Wand-ab, Boden-auf» - Spiel der letzten Stunde nochmals auf. Mittels einer kurzen Spielanalyse werden Gelingensbedingungen für einen erfolgreichen Torerfolg auf einem Flipchart zusammengetragen.
Anschliessend präsentiert die Lehrperson die Lernziele der aktuellen Lektion, wobei der Sprungwurf anhand einer methodischen Übungsreihe eingeführt werden soll. Bevor die Übungsreihe beginnt ermitteln die Schüler, angeleitet von der Lehrperson, ihr Sprungbein. Die anspruchsvolle Übungsreihe fokussiert dann auf den Dreischrittrhythmus, die Flugphase und die Wurfbewegung. Die meisten Schüler sind zu Beginn engagiert und machen gut mit. Nur einer meldet sich nach wenigen Minuten bei der Lehrperson und fragt: «Können wir nicht einfach normal Handball spielen?» Die Lehrperson antwortet: «Bevor wir richtig Handball spielen können, müssen wir die Technik üben. Üben und nochmals üben. Übung macht den Meister.»
Der Schüler macht anschliessend die Übungsreihe merklich unmotivierter mit und die Lehrperson kürzt daraufhin die dafür eingeplante Zeit und bricht kurze Zeit später ab.
Als Abschluss will der Lehrer mit der Klasse eine erste Form des Softhandballs spielen. Er erklärt die Regeln, unterteilt die Klasse in zwei Mannschaften und agiert folglich als Schiedsrichter. Das Spiel selbst verläuft ziemlich vernünftig. Alle zeigen grossen Einsatz und es fallen auch Tore. Nur der Sprungwurf war kaum zu sehen. Die Lehrperson bespricht dies am Ende der Stunde mit den Schülern. Einer sagt: «Der Sprungwurf ist scheisse. Ich kann so nicht schiessen. Ich muss viel zu viel überlegen».