Fall Nr. 233

 

„Ich will lieber Fußball spielen“

Schlüsselsatz: „Ich will lieber Fußball spielen“
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten
Disziplin/Sportart: Reck, Barren, Boden
Mit Schüler*innen interagieren: Differenzieren und Individualisieren
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Sportunterricht mit 20 Mädchen und 11 Jungen der Klasse 6a in der 5. und 6. Stunde:
Es soll an verschiedenen Stationen für die Bundesjugendspiele Turnen geübt werden. Die Schüler sind es gewohnt, beim Aufbau der Geräte mitzuhelfen. Es sollen drei Recks, zwei Mattenbahnen und zwei Barren aufgebaut werden.
Alle helfen mit außer drei Jungen, die sich trotz mehrfacher Aufforderung des Lehrers nicht beteiligen und mit Bällen spielen, die zum Aufwärmen verwendet wurden und eigentlich längst in den Ballschrank hätten gebracht werden sollen. Darüber hinaus rufen sie einen Mitschüler ständig „Gollum“ (angelehnt an die hässliche Figur Gollum aus dem Film Herr der Ringe).
Erst die Auferlegung einer schriftlichen Arbeit mit dem Thema „Wie verhalte ich mich im Sportunterricht“ kann sie stoppen.
Bis dahin ist der komplette Parcours jedoch längst aufgebaut, ohne dass sich die drei Jungen beteiligt haben.
Auch während der Übungsphase gibt es Probleme mit einem der Jungen. Während fast alle Kinder eigenständig an bereits bekannten Übungen arbeiten, lacht Philipp andere Kinder aus und turnt selbst kaum. Einige Mädchen der Klasse äußern ihren Unmut und sagen ihrem Schulkameraden, dass er aufhören soll zu stören.
Nun greift der Lehrer ein: „Philipp, wärst du bitte so freundlich und könntest dich am Unterricht beteiligen, so wie alle anderen Kinder es auch tun?“
Philipp schneidet eine Grimasse und dreht sich in eine andere Richtung ohne etwas zu erwidern.
Der Lehrer baut sich vor dem Jungen auf und wirft ihm strenge Blicke zu. „Phillip, wenn das so weitergeht mit dir, muss ich mit deinen Eltern reden.“
Darauf entgegnet Philipp: „Das ist doch Ihre Schuld, dass ich nicht mitmache, sie wissen genau dass ich Turnen scheiße finde. Ich will lieber Fußball spielen.“
Lehrer: „Jetzt mal ganz im Ernst – du weißt genau, dass wir in zwei Wochen Bundesjugendspiele haben. Bis dahin müssen wir noch Turnen üben. Danach spielen wir bestimmt auch wieder Fußball. Sei bitte so fair und lass wenigstens die anderen Kinder üben.“
Die verbleibende Zeit verbringt Phillip schmollend auf der Bank.
Im Anschluss an die Stunde nimmt sich der Sportlehrer Phillip zu einem Einzelgespräch beiseite.