Fall Nr. 223

 

„Jetzt habt euch nicht so und macht weiter“

Schlüsselsatz: „Jetzt habt euch nicht so und macht weiter“
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Fussball
Inhalte präsentieren: Üben und Trainieren
Mit Schüler*innen interagieren: Differenzieren und Individualisieren
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Sportunterricht in einer sechsten Klasse. Thema der heutigen Unterrichtsstunde ist die Annahme und das genaue Zuspiel des Balles. Es befinden sich ca.20 Kinder in der Halle. Nachdem sich die Schülerinnen- und Schüler durch vorgegebene Spielformen aufgewärmt haben, stellt ihnen der Lehrer folgende Aufgabe: „Geht bitte zu zweit in einem Abstand von fünf bis sechs Meter zusammen und versucht den Ball möglichst genau zu eurem Partner zu passen. Dieser soll den Ball unter Kontrolle bringen und ihn zurückspielen“ Der Lehrer positioniert sich in der Mitte der Halle, um sich einen gezielten Überblick verschaffen zu können.
Nach wenigen Sekunden stellt der Lehrer große Differenzen in der Leistungsfähigkeit der Schüler fest. Trotz dieser Beobachtung lässt der Lehrer die Aufgabenstellung für alle Schülerinnen- und Schüler bestehen. Kurze Zeit später unterbricht der Lehrer das Geschehen mit folgender Änderung: Die Kinder sollen nun ihren Abstand zum Partner je nach individueller Leistungsstärke vergrößern.
Doch nun treten vermehrt Probleme auf. Einige Jungen halten sich nicht mehr an die Aufgabenstellung des Lehrers und üben sich in anderen Formen des Fußballspiels, wie z. B das Jonglieren des Balles mit Kopf und Fuß. Da die betreffenden Schüler jetzt immer häufiger die Kontrolle über den Ball verlieren, gelangt das Spielgerät einige Male in die Übungsfelder ihrer Klassenkameraden. Es kommt zu Streitigkeiten und Unruhen in der Halle. Der Lehrer ermahnt die Beteiligten und lässt die Übung fortführen. Die Situation verbessert sich allerdings nicht. Der Lehrer geht nun auf die betreffenden Schüler zu und sagt: „Entweder ihr führt die Übung gemäß der Aufgabenstellung korrekt aus und stört eure Mitschüler nicht oder ihr setzt euch auf die Bank und fertigt ein Stundenprotokoll an. Haben wir uns nun verstanden?“ Als von den Schülern keine Antwort kommt, fragt der Lehrer sie erneut mit lauter Stimme: „Ob ihr mich verstanden habt, will ich wissen?“ Die Schüler antworten verschüchtert: „Ja.“
Während dieses Gespräches hören zwei Mädchen auf, die Übung ernsthaft fortzuführen. Stattdessen wird herumgealbert. Als der Lehrer dies sieht, geht er zu den Schülerinnen und fragt sie nach ihren Beweggründen. Irmgard antwortet: „Fußball ist doof und nur was für Jungs. Können wir Mädchen nicht etwas anderes machen?“ Der Lehrer antwortet mit den Worten: „Das Thema der nächsten Woche ist eben nun mal Fußball. Auch diese Sportart kann für euch interessant sein, wenn ihr euch damit auseinandersetzt. Ihr müsst eure Vorurteile mal vergessen. Jetzt habt euch nicht so und macht weiter.“
Später erkennt der Lehrer, dass die zwei Schülerinnen die Übung nur mit Unwillen fortsetzen. Auch andere Übungen zum Thema Ballannahme und Passspiel, die von vielen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler positiv aufgenommen werden, lösen bei Irmgard und Astrid keine Begeisterung aus.
Nach der Stunde ruft der Lehrer die beiden Schülerinnen zu sich und macht ihnen klar, dass auch die Fußballstunden in die Gesamtbenotung mit einfließen. Mit ihrer jetzigen negativen Einstellung würden sie sich nur selbst schaden, was nicht in ihrem Sinne liegen könnte. Deswegen sollten sie sich in den nächsten Stunden wieder mehr anstrengen. Irmgard und Astrid nehmen die Äußerungen des Lehrers zu Kenntnis und begeben sich in die Umkleidekabine.