Fall Nr. 365

 

(K)ein Äffchen am Affenschwanz

Stufe: nicht definiert
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten
Mit Schüler*innen interagieren: Beobachten – Beurteilen – Korrigieren und Feedback geben
Textsorte: Chronik

Fallbeschreibung:

Die junge und gutmütige Lehrerin hat für die heutige Sportlektion einen abwechslungsreichen Postenlauf zusammengestellt. Der Postenlauf wird zum ersten Mal in dieser Form mit der Klasse durchgeführt und soll so eingeführt werden, dass er in einer späteren Lektion allen Kindern klar ist und schneller aufgebaut und durchgeführt werden kann. Die Kinder bauen zu zweit mit viel Enthusiasmus jeweils eine Station anhand von Postenkarten auf. Zudem haben die Zweierteams die Aufgabe, die Karte genau durchzulesen, so dass sie später den Posten der ganzen Klasse vorzeigen und erklären können. Das Ganze dauert seine Zeit, aber nachdem die Stationen endlich aufgebaut und erklärt worden sind, kann der Postenlauf beginnen.
Während die Kinder mit viel Freude und Energie an den einzelnen Posten arbeiten, geht die Lehrerin umher und versucht den Kindern Tipps und Korrekturen zu geben. Auch die Kinder kommen mit Fragen und Problemen zur Lehrerin, welche sie alle hilfsbereit und fachkundig beantwortet. Die Lehrkraft hat gerade einen Knaben am Medizinball-Posten beraten, als Andrea übervorsichtig auf den Schwedenkasten steigt, um mit dem Affenschwanz zum gegenüberliegenden Schwedenkasten zu schwingen. Als ob die Lehrerin die aufkommende Frage und die Ängstlichkeit von Andrea erahnt hat, geht sie direkt zur Station von Andreas Zweierteam. Andrea steht schon auf dem Kasten bereit um auf die andere Seite zu schwingen, als sie die Lehrerin fragt, wie sie denn die Übung auszuführen habe. Die Lehrerin besänftigt Andrea, indem sie sagt: „Halte dich ganz fest am Affenschwanz. Es passiert nichts ausser, dass du auf die Matte fällst.“ Mit dem Rat der Lehrerin hält sich Andrea am Affenschwanz fest und schwingt sogleich mit etwas Vorbehalt zur anderen Seite. Die Lehrerin ermutigt Andrea, kommentiert die Ausführung mit einem „Jawohl!“ und scheint Stolz, dass sich das Mädchen getraut, die Übung auszuführen. Unglücklicherweise scheitert Andrea. Sie gelangt zwar mit den Füssen auf den Kasten kann sich dort aber nicht halten, pendelt zum Ausgangspunkt zurück und fällt anschliessend auf die Matte. Andrea ist enttäuscht über ihre Leistung und jammert. Die Lehrerin versucht sie zu bestärken und anzuspornen, so dass Andrea einen erneuten Versuch wagt. Die Lehrerin gibt ihr den hilfreichen Tipp mit den Augen den Kasten anzuschauen und dabei mit den Füssen gleich dorthin zu zielen. Wiederum rät sie Andrea, sich fest an den Affenschwanz zu klammern. Andrea steigt voller Zuversicht erneut auf den Kasten, die Lehrerin händigt ihr mit gutem Zuspruch den Affenschwanz aus. Andrea schwingt zum zweiten Mal auf die andere Seite und wieder scheitert sie. Sie verlässt entmutigt die Matte und sagt zu ihrer Kameradin, sie solle die Übung nochmals machen. Andrea schaut mit Begeisterung ihrer Kameradin zu. Als Andrea wieder mit Schwingen an der Reihe ist, lässt sie sich enorm viel Zeit um auf den Kasten zu steigen. Die Lehrerin ist inzwischen zu einem anderen Posten weitergegangen und Andrea muss die Übung ohne ihren Beistand meistern. Es scheint, als warte Andrea auf das Signal, dass den Postenwechsel ankündigt. Es ist jedoch noch nicht so weit und Andrea muss deshalb die Übung ein letztes Mal zu bewältigen versuchen. Auch beim dritten Mal gelingt es ihr nicht, standfest auf dem anderen Kasten anzukommen. Wieder fällt sie auf die Matte und hüpft vor Enttäuschung auf der Matte auf und ab. Die Lehrerin bläst sanft die Pfeife und die Kinder machen sich auf, an den folgenden Posten zu gelangen. Andrea scheint sichtlich erleichtert, den Affenschwanz hinter sich lassen zu dürfen.
Bei den restlichen Stationen zeigt Andrea keine grosse Mühe und ist eifrig bei der Sache. Jedoch gibt es einen zweiten Durchlauf des gesamten Postenlaufs. Andrea muss also nochmals beim Affenschwanz antreten und wieder deutet sie Schwierigkeiten an. Die Lehrerin steht erneut an ihrer Seite und versucht sie mit Tipps zum erfolgreichen Gelingen des Postens voranzutreiben. Andrea beklagt sich entmutigt, dass sie diese Übung nicht kann. Bis zum Ende der Stunde schafft sie es nicht, die Übung einwandfrei auszuführen. Am Ende des Postenlaufs ruft die Lehrerin die Kinder zusammen und will ihre Meinung über den Postenlauf wissen. Andreas Hand schnellt sofort hoch, als die Lehrerin fragt, welcher Posten den Kindern nicht so gefallen habe. Andrea scheint sich unbedingt melden zu wollen, wird von der Lehrerin jedoch nicht aufgerufen.
Andrea verhält sich im Sport eher zurückhaltend und gehört nicht zu den Besten, was auch im abschliessenden Tupfballspiel auffällt. Sie ist eher die passive Mitspielerin, versteckt sich hinter den anderen, steht an der Wand oder in der Ecke und wartet die Handlungen ihrer Gegenspieler ab. Sie sucht so gut wie nie den Ball und hat deshalb auch keine Möglichkeit, andere Kinder abzutupfen. Es dauert nicht lange und sie wird getroffen. Als „Strafe“ müssen die Kinder eine Station des vorherigen Postenlaufs auswählen und diese absolvieren. Bemerkenswert ist, dass Andrea den Affenschwanz-Posten wählt. Andrea zeigt keine Angst vor der Übung und beendet die Turnstunde mit Freude. (Benz & Muff)