Fall Nr. 228

 

„Lilia schwimmt doch auch hier!“

Schlüsselsatz: „Lilia schwimmt doch auch hier!“
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Schwimmen
Inhalte präsentieren: Vorzeigen-Nachmachen; Darbieten und Demonstrieren
Mit Schüler*innen interagieren: Beobachten – Beurteilen – Korrigieren und Feedback geben
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Schwimmunterricht in einer siebten Klasse. Erlernen der Brustschwimmtechnik unter besonderer Berücksichtigung des richtigen Armzugs. Erste von drei vorgesehenen Stunden. Die Schüler sollen sich gleichmäßig auf alle acht Bahnen verteilen und nacheinander, unter zur Hilfenahme einer Auftriebshilfe, eine Bahn schwimmen.
Alle Schüler beteiligen sich mit regem Eifer an den Vorgaben bis auf Lilia die im Nichtschwimmerbereich des Beckens ihre Übungen absolviert. Der Lehrer, der um die Schwimmschwäche der neuen Schülerin aus Russland weiß, lässt sie gewähren.
Nach einigen Minuten stellt er fest, dass sowohl Frank als auch Martin nur noch im Nichtschwimmerbereich üben. Er winkt sie zu sich. Erst als er sie beim Namen nennt kommen sie zum Lehrer geschwommen. Er fragt: „Warum schwimmt ihr nicht die kompletten Bahnen?“ Worauf Frank entgegnet: „Lilia schwimmt doch auch hier!“ Und Martin fügt hinzu: „Hier ist das Üben leichter und es macht mehr Spaß“.
Lilia, die von der Seite mitbekommt worum es geht, klettert aus dem Wasser und geht in Richtung Umkleiden. Der Lehrer schaut ihr nach.
Die anderen Schüler haben derweil mitbekommen, dass der Lehrer sie nicht mehr beaufsichtigt und beginnen mit dem Springen von Beckenrand und 1-m Brett. Der Lehrer pustet daraufhin in seine Pfeife und mahnt die Kinder zur Ruhe, um sie dann nochmals an ihre Aufgabe zu schicken. Nachdem die anderen Schüler wieder schwimmen, erzählt der Lehrer ihnen warum Lilia im Nichtschwimmerbecken üben darf. „Lilia hat das Schwimmen erst vor einem halben Jahr gelernt und damit sie besser reinkommt, darf sie im Nichtschwimmerbereich üben. Das versteht ihr doch, oder?“ Frank und Martin geben einstimmig zurück: „Natürlich verstehen wir das. Aber das konnten wir ja nicht wissen“. Die beiden schließen sich wieder ihren Mitschülern an.
Nach einem weitern Pfiff ordnet der Lehrer eine kleine Pause. Nachdem die Schüler sich alle auf die Bank gesetzt haben und er den Schülern erklärt hat warum Lilia dieses „Sonderrecht“ genießt, zeigen sich alle Schüler einsichtig und geloben Lilia deswegen nicht zu hänseln. „Soll ich sie holen“ fragt Anke. Nein, das mache ich schon, gibt der Lehrer zurück.
Er bittet die Klassensprecher das abschließende Springen vom 1-m Brett zu beaufsichtigen
Schon auf dem Weg in die Umkleide hört er lautes Stimmenwirrwarr aus der Halle. Als er sich noch einmal umdreht, sieht er wie die Schüler zu den Brettern laufen. Während er in die Umkleide tritt brüllt er: „Nicht laufen“.
In der Umkleide sieht er die weinende Lilia. Der Lehrer setzt sich neben sie sagt: „Du musst nicht Weinen. Was ist denn los?" Lilia: „Ich schäme mich, weil ich nicht so gut schwimmen kann wie die anderen.“ Darauf hin sagt der Lehrer mit einfühlsamer Stimme: „Ich habe deinen Mitschülern gesagt, dass du noch nicht so gut schwimmen kannst. Sie wollen, dass du wieder rein kommst. Gemeinsam schaffen wir das.“
Mit einem leichten Lächeln steht Lilia auf uns sagt: „Aber Springen muss ich noch nicht?“ „Nein“, gibt der Lehrer mit einem gewinnenden Lächeln zurück.
Als die beiden die zurück in die Halle kommen, beginnen die Schüler zu klatschen. Lilias Gesicht formt sich zu einem Lächeln.