Fall Nr. 90

 

Mädchen-Tore zählen doppelt

Schlüsselsatz: „Okay. Dann bleibst du jetzt mal auf der Bank sitzen, damit Du mal erfährst, wie man sich fühlt, wenn man nicht am Spiel teilnehmen kann.“
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Handball
Mit Schüler*innen interagieren: Differenzieren und Individualisieren
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Sportunterricht in einer 6. Klasse. Die Klasse besteht aus 32 Schüler/innen, die für das heutige Handballspiel in 4 gemischte Mannschaften eingeteilt sind. Aufgrund der Hallengröße können jeweils nur 2 Mannschaften spielen, die anderen Schüler/innen sowie die Auswechselspieler/innen sitzen auf Bänken am Hallenrand. Der Lehrer verfolgt das Spiel neben den Bänken stehend.
Die Jungen spielen hauptsächlich untereinander, nur selten werden Mädchen angespielt. Diese sind nach einiger Zeit sauer und beschweren sich bei den Jungen.
Peter lacht: „Wir wollen doch gewinnen, also spiel ich die an, die am besten spielen können. Und das sind die Jungs. Mädchen können nicht Handball spielen.“
Daraufhin gehen einige Mädchen zum Lehrer und beschweren sich bei ihm über die Spielweise der Jungen.
Der Lehrer redet mit den Jungen: „Bezieht auch die Mädchen mit ins Spiel ein. Es geht nicht, dass ihr nur unter euch spielt. – Wir machen das jetzt so: ‚Mädchen-Tore zählen doppelt‘.“
Die Jungen spielen jedoch nach wie vor nur untereinander. Mehr und mehr Mädchen lassen sich auswechseln oder verlassen einfach das Spielfeld und setzen sich auf die Bank. Der Lehrer kümmert sich zunächst nicht weiter darum.
Erst als das letzte Mädchen das Spielfeld verlässt, schreitet er ein: „Alle Jungs mal bitte zu mir kommen! Peter, was hab ich denn vorhin gesagt?“ Peter: „Na und – das geht eben nicht. Auch wenn Mädchen-Tore 5-fach zählen. Die können einfach nicht spielen.“
Lehrer: „Okay. Dann bleibst du jetzt mal auf der Bank sitzen, damit Du mal erfährst, wie man sich fühlt, wenn man nicht am Spiel teilnehmen kann.“