Fall Nr. 592

 

Purzelbäume und weitere Herausforderungen: Eine Sportstunde mit überraschender Wendung

Schlüsselsatz: Eine Schülerin traut sich nicht, den Purzelbaum zu machen
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten

Fallbeschreibung:

Die folgende Fallgeschichte handelt von einer ersten Klasse, Niveau P, die ich seit den Sommerferien unterrichte. Das neue Thema ist «Bodenturnen und Stufenbarren». Nach der Pause kam ich in die Turnhalle und die Klasse war bereit und sass schon im Kreis, wie in jeder Sportstunde. Ich stellte ihnen das neue Thema vor und erklärte, wie es am Ende geprüft wird. Schon dabei reagierten einige Schülerinnen unterschiedlich: Einige freuten sich nach dem Handball und Ballwerfen auf das Geräteturnen, während andere am liebsten nach Hause gegangen wären.
Die Doppellektion begann wie gewohnt mit einem Aufwärmen. Die Klasse verteilte die dünnen Matten in der ganzen Halle, wobei die eine Hälfte richtig und die andere verkehrtherum abgelegt werden musste. Anschliessend durften die Schülerinnen sich selbständig in zwei Gruppen einteilen. Das dauerte eine Weile und unterbrach etwas den Fluss der Lektion. Dann begann das Spiel: Ein Team hatte das Ziel, alle Matten auf die richtige Seite zu legen, während das andere Team das Gegenteil versuchen musste. Nach dem Aufwärmen mobilisierten wir gemeinsam unsere Gelenke, um für das Bodenturnen bereit zu sein. Die Klasse baute zwei Mattenbahnen auf und zusätzlich, mit Hilfe der Sprossenwand, eine sogenannte «Rampe» aus Bänken und dicken Matten. Diese dient zur Unterstützung bei der Rückwärtsrolle.
Ich versammelte die Schülerinnen erneut im Plenum und erklärte ihnen, dass es das Ziel sei, dass alle eine Vorwärts- und eine Rückwärtsrolle beherrschen. Als Einstieg sollten alle eine «Mattenlänge» Purzelbäume hintereinander machen. Die meisten Schülerinnen starteten problemlos, bis auf ein Mädchen, nennen wir sie Anna (Name geändert), das Schwierigkeiten hatte. Anna sagte mir zu Beginn nicht, dass sie den Purzelbaum nicht beherrsche. Ich bemerkte dies und ging deshalb auf sie zu, um ihr die einzelnen Schritte des Purzelbaums aufzuzeigen. Währenddessen machten die anderen Schülerinnen weiter. Einige wechselten die Mattenbahn, um fortzufahren. Nachdem alle die Übung durchgeführt hatten, besprachen wir gemeinsam den Unterschied zwischen einem Purzelbaum und einer Rolle. Anhand von Bildern sollten die Schülerinnen die Knotenpunkte erkennen und es dann selbst ausprobieren. Dasselbe galt für die Rückwärtsrolle. Nachdem sie alle Schritte ausprobiert hatten, hatten sie Zeit, um zu üben. Es gab verschiedene Stationen, die die Schülerinnen, je nach ihrem Niveau, absolvieren konnten, um ihre individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Während dieser Zeit schien Anna nicht richtig anwesend zu sein, und ich versuchte deshalb, sie ebenfalls in den Austausch über die
Knotenpunkte einzubeziehen. Während der Übungsphase sass sie jedoch lediglich auf der Matte und weigerte sich, den Purzelbaum zu probieren resp. zu üben. Selbst meine Ermunterungen halfen nichts.
Nachdem die Übungszeit vorbei war, mussten die Schülerinnen alles, mit Ausnahme von 8 Matten, wegräumen. Dies dauerte eine Weile, und einige von ihnen
standen nur herum. Erst nach mehrmaligem Auffordern halfen sie dann doch noch
mit.
Am Ende spielten die Schülerinnen mit den Matten ein Spiel namens «Brückenvölki». Die Doppellektion endete wieder im Sitzkreis.