Fall Nr. 230

 

Startsprung

Stufe: Primarstufe
Bewegungsfeld: Schwimmen
Mit Schüler*innen interagieren: Differenzieren und Individualisieren
Spezielle Themen: Gewalt/Mobbing
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Schwimmunterricht in einer vierten Klasse. 30 Kinder üben den Startsprung an insgesamt vier Startblöcken. Der Lehrer steht am Beckenrand und gibt den Schülern, die aus dem Wasser kommen, ab und zu Ratschläge zur Verbesserung.
Allen Kindern gelingt ein – mehr oder weniger – sauberer Startsprung; bis auf Lisa, die jedes Mal im letzten Moment den Kopf in den Nacken nimmt, sodass sie statt eines Startsprungs einen lauten Bauchplatscher macht. Die übrigen Kinder reagieren mit schallendem Gelächter und Gegröle auf diese missglückten Versuche. Der Lehrer ignoriert dies und wendet auch bei Lisa seine übliche Fehlerkorrektur an. Lisa hört schweigend zu und begibt sich kreidebleich wieder zu einem Startblock. Ihr nächster Versuch verläuft jedoch nicht anders als die vorhergegangenen, sodass sie schließlich gar nicht mehr springt. Der Lehrer bemerkt dies und geht zu ihr: „Ist doch nicht so schlimm, Lisa. Wenn wir gleich das Staffelschwimmen machen, musst du keinen Startsprung machen; du darfst aus dem Becken los schwimmen!“ Lisa nickt.
Als die Staffeln zusammengestellt werden, wird Lisa zuletzt gewählt. Alle Kinder gehen auf ihre Positionen, der Startpfiff ertönt und die Kinder schwimmen los. Guido, der zuvor am lautesten gelacht und gehänselt hat, ist in Team 1, Lisa in Team2. Der Lehrer steht am anderen Ende des Beckens. Kurz bevor Lisa an der Reihe ist, möchte sie ins Becken gehen, Tina aus ihrem Team meint aber, dass der fehlende Startsprung dem Team zu viel Zeit kosten würde und dass Lisa deswegen springen soll. Lisa ist sich unsicher „Natürlich springst du!“, sagt Guido laut lachend und schubst die völlig überraschte Lisa ins Becken. Die prustet und spuckt Wasser als sie wieder auftaucht und verpasst so auch noch ihren Start, sodass ihr Team die Staffel verliert. Tina erzählt dem Lehrer was sich ereignet hat. Daraufhin ruft der Lehrer Lisa und Guido zu sich: Guido, ist das wahr, dass du Lisa ins Becken geschubst hast?! Ich habe doch schon mehrmals erzählt, was ich davon halte, oder?!“ „Aber ich hab’ doch gar nichts gemacht!“ „Lisa, hat er dich geschubst?“ Lisa nickt. „Alte Petze!“ zischt Guido leise zu Lisa. „Okay!“, sagt der Lehrer: „Wer will, kann jetzt vom 3er springen oder noch 10 Minuten in den Whirlpool gehen! Guido, du kannst mir mal zeigen, wie schnell du auf 200m bist! Vielleicht merkst du dir dann mal, dass man andere nicht ins Becken schubst!“
Lisa und Tina gehen in den Whirlpool, alle anderen – bis auf Guido – gehen springen.
„Wieso hast du dem Lehrer gesagt, dass Guido mich geschubst hat? Der denkt jetzt, ich hätte ihn verpetzt…“, sagt Lisa. „Aber nur deswegen haben wir doch verloren. Ich wollte nicht, dass der Lehrer denkt, dass ich so schlecht bin! Vielleicht solltest du wirklich mal ’nen Startsprung üben – oder schnell rennen, wenn Guido jetzt sauer auf dich ist!“ meint Tina und geht zu den anderen springen.
Der nächste Schwimmunterricht findet ohne Lisa statt, die sich von ihrer Mutter eine Entschuldigung hat schreiben lassen.