Fall Nr. 282

 

Tupfball

Schlüsselsatz: „Cornelia könntest du schnell auf die Seite stehen, und du Tina kommst hinter mich“!
Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Tupfball
Inhalte präsentieren: Erklären
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Die Schülerinnen (11. Schuljahr Gymnasium) spielen 4 gegen 3 Tupfball. (auf einem anderen Spielfeld spielen weitere 4 gegen 4 Schülerinnen). Das angreifende Team darf den Ball einander zuspielen, aber mit dem Ball nicht laufen. Es gilt in 2 minuten möglichst viele Tupfer zu erzielen. In der 4er Gruppe (Gelb) fällt ein Mädchen auf, das kaum am Spielgeschehen teilnimmt. Das Mädchen ist übergewichtig und entsprechend ungeschickt in den Bewegungen, aber auch mit dem Ball, nennen wir es Cornelia. Beim Überzahlspiel der Angreiferinnen (Gelb) entwickelt sich ein ausgeglichenes Spiel, wobei Cornelia kaum am Spiel partizipiert. Sie steht in der Regel am Rand des Spielfeldes und bekommt vielleicht zwei, dreimal den Ball, den sie sofort wieder abgibt. Anders beim Unterzahlspiel der Angreiferinnen. Die Weissen konzentrieren sich sofort auf Cornelia, weil sie dadurch schnell zu Punkten kommen. Nach ca. 5 Treffern, wechseln sie ihre Taktik und lassen Cornelia in Ruhe. Ob das aus Nachsicht, oder weil das Spiel damit langweilig wird, geschieht, ist nicht ersichtlich. Dass das weisse Team am Schluss ihr Resultat deutlich nach unten korrigiert, weist eher auf ein gewisse Rücksicht hin.
Nach dem Spiel ruft der Lehrer die Schülerinnen in die Mitte und erklärt die nächste Übung. Die Schülerinnen stehen in einem Halbkreis um den Lehrer, wobei Cornelia mit einer Distanz von ca. 2 Metern gleichsam in der zweiten Reihe steht. Ihr Blick auf den Lehrer und auch auf die zwei Schülerinnen, die eine nächste Übung vorzeigen ist deutlich beeinträchtigt. Ebenfalls erschwert wird ihr Blickkontakt durch das Volleyballnetz, das für die folgenden Übungen bereits quer zur Halle aufgestellt ist und ihre Gruppe hinter dem Netz steht. Es scheint fast so, als ob sie sich hinter den anderen Schülerinnen verstecken will. Deutlich wird dies bei der Aufforderung des Lehrers, wieder in den Gruppen zu üben. Als ob sie dem Blickkontakt des Lehrers ausweichen wollte, macht sie kurz vor dieser Aufforderung nochmals zwei kleine Schritte hinter eine Schülerinnengruppe.
Der Lehrer will eine weitere Übung vorzeigen. Die Schülerinnen trainieren jetzt in 4er Gruppen. Er geht zur Gruppe mit Cornelia und weist sie neben das Spielfeld: „Cornelia könntest du schnell auf die Seite stehen, und du Tina kommst hinter mich“! Er ersetzt sie durch sich selbst, damit er die Übung vorzeigen kann und erklärt mit dieser Gruppe die nächste Aufgabe, indem er sie gleichzeitig vorzeigt.
Die Schülerinnen spielen jetzt über das Netz. Zwei Spielerinnen stehen auf der Gegenseite und bringen durch ein Anspiel den Ball ins Feld. Zwei Verteidigerinnen laufen ins Feld und versuchen den Ball mit einem Aufbau auf drei Berührungen abzuwehren. Bei der dritten Berührung wird der Ball mit den Händen gefangen und der Ball den wartenden Schülerinnen für den nächsten Spielzug übergeben. Der Lehrer steht neben dem Spielfeld und korrigiert von aussen einzelne Spielerinnen. «Cornelia im Moment sehe ich noch nicht, dass du in einer Bereitschaft stehst den Ball anzunehmen. Es ist ganz wichtig hier, du musst den Ball fangen wollen, um jeden Preis. Für den Beobachter ist es nicht klar ob sie diese Worte bis zum Schluss hört, weil sie gedrängt durch die Übung bereits wieder am Spielen ist. Kurze Zeit später schafft es Cornelia wiederum nicht an den Ball zu gelangen, worauf der Lehrer die Schülerin auf der Gegenseite zur Nachsicht mahnt: „Arianne versuch den Angriff anzupassen, es sind nur zwei Spielerinnen auf dem Feld!“