Fall Nr. 467

 

Volleyball in der Berufsschule

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Volleyball
Inhalte präsentieren: Üben und Trainieren
Bedingungen organisieren: Gruppen bilden – Sozialformen
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Rahmenbedingungen:
Klasse: 18 auszubildende BehindertenbetreuerInnen im 1. Lehrjahr, 4 männlich, 14 weiblich. Alter: zwischen 16 und 24 Jahren. Zeit: Freitagnachmittag von 16.00-17.30 Uhr. Kontext: Die 6. Doppellektion im Semester, Volleyball wurde noch nicht behandelt.

Unterrichtsgeschichte:
Es ist 16.02 Uhr und die LP (Lehrperson) erscheint offensichtlich gestresst in der Turnhalle. Die SuS (Schülerinnen und Schüler) sind alle anwesend, sitzen oder liegen in der Halle verteilt herum, reden oder beschäftigen sich mit ihren Handys. Die LP ruft laut „Gruezi" in Halle und ein paar Schüler grüssen teilnahmslos zurück. Danach geht die LP nochmal aus der Halle in die angrenzende Lehrerkabine, holt dort ihre Pfeife und ruft beim Zurückkommen: "Alle zur mir kommen!" und gestikuliert dabei hektisch mit den Armen und Händen. Die meisten SuS trotten langsam in Richtung LP, einige scheinen die Anweisung nicht gehört zu haben und schreiben weiter ihre SMS. Die LP geht einzeln zu den SuS und bittet sie, zu ihr zu kommen. Als alle SuS vor der LP stehen, fragen einige: "Was machen wir denn heute?", worauf die LP antwortet: "Ähm, also ich dachte, wir spielen mal Volleyball, ok?" Einige SuS murren und verziehen das Gesicht. Markus, Andreas und Sina hingegen rufen: „Jaa, toll!"

Es folgt das Aufwärmen, wobei die LP in der Mitte der Halle steht und die SuS auffordert, im Kreis zu laufen und dabei nacheinander "Arme kreisen", "Skippings", "Knie anziehen","Hopserlauf", "Sidesteps" und "Arme rückwärts kreisen" auszuführen. Fünf Schülerinnen schnaufen stark und gehen zwischendurch. Lena fragt: "Können wir Musik anmachen?" "Nein, das stört jetzt!", antwortet die LP und pfeift, damit die Klasse in einen Kreis kommt. "So, jetzt machen wir noch Dehnübungen! Wer kennt eine und kann sie vormachen?" Betretenes Schweigen. "Also gut", meint die LP und macht selbst einige Dehnübungen vor.

Danach besorgt die LP einen Volleyball für jeden aus dem Materialraum und gibt die Anweisung: „Jeder nimmt sich jetzt einen Ball und spielt ihn sich an der Wand selbst zu. Und los!" Die SuS holen lustlos einen Ball. Die meisten führen die Übung aus, manche spielen sich zu zweit einen Ball zu, worauf sie von der LP auffordert werden, erst die verlangte Übung auszuführen. Nach weiteren Einzelübungen sollen Paare gebildet werden, die jeweils mit einem Ball zuerst das obere, dann das untere Zuspiel üben sollen. Markus fragt: "Wann können wir denn endlich mal richtig spielen?" „Später, erst müsst ihr die Techniken noch mehr üben", antwortet die LP und ruft in die Halle: "Bildet jetzt mal Sechsergruppen mit jeweils einem Volleyball!", und fordert zu einer Übung auf, bei welcher der Volleyball im Rotationsverfahren hin- und her gespielt wird. Es folgen drei weitere kleine Gruppenübungen mit dem Schwerpunkt oberes und unteres Zuspiel.

Nach diesen Aufgaben fragt die LP die Klasse: „Wer hat denn schon mal Volleyball gespielt?" Markus, Andreas und Sina rufen begeistert "ich", während der Rest der Klasse zerknirscht mit dem Kopf nickt oder bejahend "mhm" brummelt. "Gut, dann baut ihr drei (schaut sie an) das Netz auf." Die drei fangen mit dem Aufbau an, während der Rest der Klasse zu ihren Handys rennt oder die Halle Richtung Toilette verlässt.

10 Minuten später haben die drei besagten SuS das Volleyballnetz selbstständig aufgebaut und die LP hat die Klasse wieder zusammentrommeln können. Sie sagt zu den drei Volleyballbegeisterten: "Als Belohnung fürs Aufbauen dürft ihr jetzt eure Mannschaften wählen." Als die letzten vier übrig sind, beraten sich die drei Gruppen hörbar, wen man
noch nehmen könnte und wen besser nicht. Die vier betroffenen SuS trotten unmotiviert zu ihren Teams. "Spielen wir jetzt?", fragt Lena. "Ja, Mannschaft Markus und Andreas fangen an."

Der erste Satz ist schnell vorbei. Fast jede Angabe führt direkt zu einem Punkt, Aufschlagwechsel gibt es hauptsächlich durch Angabefehler. Die SuS stehen auf ihren Positionen und bewegen sich, bis auf einzelne SuS, kaum. Die Gewinnermannschaft jubelt und die LP meint: "Ihr habt doch vorhin die Techniken geübt, jetzt müsst ihr sie noch im Spiel umsetzen, sonst wird's nicht besser!" Die weiteren Sätze verlaufen allerdings ähnlich. Markus, Andreas und Sina versuchen die Spiele für ihre Mannschaft mit hohem Einsatz „zu retten", der Rest der Mannschaften steht fast teilnahmslos daneben. Sina ist in der wartenden Mannschaft und fragt: "Wann können wir denn gehen?" "Jaa, wann ist die Stunde vorbei?", fragt nun auch Andreas. „Nach diesem Satz'', ist die Antwort der LP. „Oh super, dann sind wir ja fertig", ruft Sina und läuft eilig mit zwei anderen Kolleginnen aus der Halle. "Moment", ruft die LP verärgert, aber die drei Mädchen sind bereits verschwunden.

Als der Satz zu Ende ist, gibt die LP Rückmeldung an die Klasse, dass es mit dem Volleyballspiel ja noch nicht so gut geklappt habe und man weiter an der Technik arbeiten müsse. Da die Klasse anfängt zu stöhnen, erklärt die LP, dass man eben mehr üben müsse, dann würde das Spiel besser funktionieren und auch mehr Spass machen. Sie bittet wiederum Markus sowie Andreas das Netz abzubauen, die aber deutlich verärgert antworten: " Wir haben doch alles schon aufgebaut, soll doch jemand anderes den Scheiss machen!" Daraufhin verlassen sie die Turnhalle. Genervt baut die LP das Netz selbst ab und ist froh, dass endlich Wochenende ist.