Fall Nr. 280

 

Volleyball in Gruppen

Schlüsselsatz: Bei der zweiten Demonstration prellt sie den Ball nicht mehr, sondern macht der Angreiferin gleich selbst ein Zuspiel, damit diese den Smash über das Netz spielen kann.
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Volleyball
Inhalte präsentieren: Erklären | Vorzeigen-Nachmachen; Darbieten und Demonstrieren
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

11. Klasse, Sekundarstufe II, 11 Schülerinnen, Thema: Volleyball. Nach einem Aufwärmen und einigen Übungen zu zweit, stehen die Schülerinnen am Netz in der Mitte der Halle. Die Lehrerin teilt die Klasse in zwei Gruppen und erklärt die folgende Übung: „eine Schülerin prellt den Ball so stark auf den Boden, dass eine zweite unter den Ball laufen kann, um einen Pass (oberes Zuspiel) an eine Dritte zu spielen, die mit einem Smash über das Netz abschliesst. Die restlichen Schülerinnen sammeln die Bälle ein und legen sie in den Ballwagen. Etwa fünfmal und dann wechseln. Die Idee der Übung ist, dass ihr eher ein Gefühl für die Flugbahn bekommt, wenn ihr es mehrmals macht. Das ist gleich wie im Spiel, die Abnahmen sind meist schlecht und dann muss die Passeuse auch ziemlich rennen, damit sie an den Ball kommt.
Sie zeigt die Übung vor, indem sie selbst einen Ball prellt, eine Schülerin den Pass und eine weitere den Smash über das Netz spielt. Bei der zweiten Demonstration prellt sie den Ball nicht mehr, sondern macht der Angreiferin gleich selbst ein Zuspiel, damit diese den Smash über das Netz spielen kann.
Beide Gruppen beginnen mit der Übung. Die Lehrerin bleibt bei einer Gruppe und übernimmt die Aufgabe des Prellens. Beide Gruppen üben intensiv. Die Gruppe mit der Lehrerin erhält regelmässig Rückmeldungen und machen die Übung entsprechend der Absicht der Lehrerin. Nicht so die alleine übende Gruppe. Nach ca. drei Minuten üben, lassen die Schülerinnen das Prellen weg und üben nur noch zu zweit: Die erste Schülerin wirft sich den Ball selbst zu, um einer zweiten einen Pass zu spielen, den diese über das Netz smasht. Die Lehrerin merkt von dieser Veränderung nichts, weil sie der Gruppe gezwungenermassen den Rücken zudreht.


Fallinterpretation:
Die Gruppe, die alleine übt, verändert die Aufgabe selbständig. Dadurch verändert die Gruppe aber auch die Zielsetzung der Lehrerin. Nicht mehr das Obere Zuspiel der Passeuse wird trainiert, sondern der Smash über das Netz. Was ursprünglich als Ergänzung und Abschluss der Übung gedacht war, rückt in den Mittelpunkt.
Trotzdem stehen die Handlungen der Schülerinnen in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den Handlungen der Lehrerin. Während der Demonstration verändert die Lehrerin selbst den Ablauf der Übung. Deshalb ist es der Gruppe wahrscheinlich nicht aufgefallen, dass sie durch die Veränderung der Übung auch die Übungszielsetzung verändern. Sie sind sich der Zielverschiebung gar nicht bewusst.