Fall Nr. 557

 

Volleyball - Zehnfingerpass

Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Volleyball
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Es war eine 8. Klasse im Niveau A mit 16 Schülerinnen und Schülern (heterogene Klasse), die das Thema Volleyball behandelt haben. Um 8:20 beginnt die Sportstunde und die Schülerinnen und Schüler kamen alle pünktlich herein. Sie setzten sich, wie bei jeder Stunde, auf den Boden in einen Kreis. Ein paar Schülerinnen und Schüler fragten mich, ob denn ihre Lehrperson käme. Da ich keine Nachricht von meiner Praxislehrperson bekommen habe, ging ich davon aus, dass sie noch kommt und bejahte somit die Frage. Nach circa 10 Minuten kam die Sekretärin zu mir und teilte mir mit, dass meine Praxislehrperson sich verspätet und fragte nach, ob ich die Lektion spontan übernehmen könnte.
Da die Klasse noch recht am Anfang vom Volleyball-Thema war, konnte ich ungefähr einschätzen, was ich mit ihnen üben konnte. Zunächst einmal habe ich das Aufwärmspiel Mattenball gemacht. Die Schülerinnen und Schüler kannten das Spiel nicht, somit musste ich ihnen erst einmal erklären, wie das Spiel geht. Die Schülerinnen und Schüler standen beim Erklären des Spieles alle nebeneinander und ich trennte die Klasse spontan in zwei Gruppen. Die Schülerinnen und Schüler, die rechts standen waren eine Gruppe und die, die links standen waren eine Gruppe. Beim Spiel war die eine Gruppe viel stärker, als die andere und somit hatte die „schwächere“ Gruppe keine Chance gegen die Anderen.
Nach dem Spiel haben wir uns dem Thema Volleyball gewidmet. Die Schülerinnen und Schüler haben eine Schnur (als Volleyballnetz, da es in der Halle kein Volleyballnetz gab) in die Mitte der Halle durchgezogen. Während ich mit ein paar Schülerinnen und Schüler beschäftigt war, die Volleybälle aus dem Geräteraum zu holen, ist ein Schüler die Kletterwand, ohne Erlaubnis, hochgeklettert. Als ich aus dem Geräteraum rauskam, sah ich ihn dort oben und habe ihn sofort gebeten, da langsam runterzukommen. Der Schüler fragte mich wieso er denn runter solle und lachte dabei. Ich habe ihn mit lauter Stimme aufgefordert sofort runterzukommen, da keine Matten als Sicherheit untendrunter lagen. Er kletterte runter und ich erklärte ihm, wieso man da nicht einfach ohne Erlaubnis raufklettern darf. Dabei erwähnte ich, dass ich ihn nicht mehr, ohne meine Erlaubnis, klettern sehen möchte.
Nachdem alles aufgebaut war, rief ich alle Schülerinnen und Schüler zusammen. Sie sollten sich jeweils einen Ball zu zweit nehmen und ihn über das Netz/ die Schnur werfen und fangen. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich ihre Partnerin/ihren Partner selbst aussuchen. Während dem bin ich individuell immer auf die „Pärchen“ eingegangen und habe Verbesserungsvorschläge gemacht. Nach dem Werfen und Fangen wollte ich, dass die Schülerinnen und Schüler mit dem Zehnfingerpass, (was sie die Woche davor schon besprochen haben), anfangen zu spielen. Dabei sollten sie den Ball für sich hochwerfen und dann mit dem Zehnfingerpass hinüber werfen. Ich bemerkte dabei, dass ein Schüler (Schüler A) grosse Probleme mit dem Zehnfingerpass aufzeigte. Der Schüler ist in der Schule allgemein recht schwach und hat auch einige Schwierigkeiten. Er ist regelmässig bei einer Sozialarbeiterin. Meine Praxislehrperson hat mir schon am Anfang erzählt, dass der Schüler recht schwach im Sport ist. Während dem Spiel, habe ich bemerkt, dass er und sein Partner (Schüler B), der auch recht schwach ist und einige Schwierigkeiten hat, kaum mitmachen. Ich bin zu ihnen hingegangen und versuchte ihnen zu helfen. Jedes Mal hörte ich von Schüler A, dass er das nicht kann. Leider hat er es am Ende noch immer nicht geschafft. Ich habe ihm gezeigt, wie man bei einem Zehnfingerpass steht, wie man die Hände dabei hält und wie man damit rüber spielen kann. Er meinte nur die ganze Zeit, dass er es nicht kann. Ich versuchte ihn zu motivieren, indem ich sagte, dass er es kann. Während ich ihm alles erklärt habe, hatte ich jedoch ständig das Gefühl, dass er mir nicht zuhört. Denn er hat versucht das zu machen was ich ihm erzählte, aber er hat es jedes Mal falsch gemacht. Sein Stand war recht instabil, obwohl ich ihm erklärte, wie man dasteht und das rüber spielen mit dem Zehnfingerpass hat bei ihm auch gar nicht funktioniert. Während ich dem Schüler alles versuchte zu erklären, habe ich nicht bemerkt dass die anderen Schülerinnen und Schüler nicht mehr richtig mitmachen und sich den Ball aus Spass zu den anderen Schülerinnen/Schülern zuwarfen und nicht zu ihren Partnerinnen/Partnern. Ich sagte zu dem „schwachen“ Schüler, dass er es mit seinem Partner üben soll.
Den Schülerinnen und Schülern, die „unterfordert“ waren, gab ich die Aufgabe direkt den Zehnfingerpass zum Partner rüber zuspielen und der wiederum spielt es auch wieder zurück. In dem Fall sollte es ein Volleyballspiel, aber nur mit dem Zehnfingerpass sein. Ein paar Minuten später kam meine Praxislehrperson und übernahm die Stunde.