Fall Nr. 286

 

Wandsalto und Co.

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten
Disziplin/Sportart: Geräteturnen
Inhalte präsentieren: Üben und Trainieren
Mit Schüler*innen interagieren: Differenzieren und Individualisieren | Helfen und Sichern
Textsorte: Chronik

Fallbeschreibung:

18 Schüler des Gymnasiums zwischen 15 und 17 Jahren, die von zwei Klassen für den Sportunterricht zusammengezogen werden. Die vierte Doppellektion am Dienstagmorgen von 7:30 – 9:05 Uhr des Wintersemesters. Die vergangenen drei Doppellektionen waren zum Thema „Geräteturnen“. Diese Lektion soll eine Vertiefungsmöglichkeit bieten.

Es ist 20 nach sieben und die ersten Schüler treffen in der Halle ein. Pünktlich um 7:30 Uhr werden 16 von 18 Schüler begrüsst. Die Lehrperson hat bereits festgestellt, dass Lukas und Sebastian fehlen und fragt nach, ob jemand etwas von diesen beiden Schülern weiss.
Nach der Anwesenheitskontrolle wird den Schülern der Lektionsverlauf vorgestellt: Vertiefung, der in den letzten drei Wochen erfahrenen Bewegungsabläufen. Der Lehrer fragt die Schüler welche Elemente gemeint sind und erhält die korrekten Antworten: Wandsalto, Healy und Stützüberschlag. Der Lehrer fährt fort, dass sie heute die Möglichkeit hätten, eines dieser drei Elemente auszuwählen und zu vertiefen. Nach weiteren Anmerkungen zum Ablauf der Lektion wird das Aufwärmen instruiert.
Der Lehrer erklärt den Schülern, dass sie mit gemütlichem quer durcheinander Joggen beginnen sollen. Später wird das Joggen durch weitere Aufwärmübungen ersetzt wie Rückwärtsrennen, Armkreisen oder Ähnliches. Wenn er pfeife sollen sie sich zu Dreiergruppen zusammenschliessen und je eine „Pyramide“ bilden, bei der sie je nach Anweisungen mit einer vorgegebenen Anzahl Füssen und Händen den Boden berühren dürfen. Anschliessend an diese Aufwärmübung wird ein Kreis gebildet und es werden verschiedene statische Dehnübungen von der Lehrperson vorgezeigt, welche dann von den Schülern nachgemacht werden. Zum Schluss des Aufwärmens wird eine Ganzkörperspannungsübung durchgeführt, welche die Schüler bereits kennen. Dabei wird ein Schüler in gespannter I-Position von zwei Mitschülern hin und her bewegt.
Für die Organisation des anschliessenden Hauptteils fragt der Lehrer die Schüler, wer welche Bewegungsform vertiefen möchte. Er fügt an, dass es heute um die Vertiefung und Verbesserung einer einzelnen Endform geht und nicht wie in den vergangenen Lektionen, in denen es um das durch verschiedene Aufgaben ermöglichte Erleben der drei Elemente. Zu Beginn werden die meisten noch mit Hilfestellungen arbeiten. Das Ziel soll es sein, diese bis zum Ende der Lektion zu vermindern oder ganz wegzulassen. Die Mehrheit, 10 Schüler, wählen den Überschlag am Minitrampolin und je drei Schüler möchten den Wandsalto respektive den Healy vertiefen. Er fordert die Schüler auf, ihre Posten, wie sie im Hallenplan am Whiteboard aufgezeichnet sind aufzustellen und anschliessend mit dem Üben loszulegen. Er betont nochmals, dass sie, je nach Können noch mit der Hilfestellung arbeiten sollen. Für die Hilfestellungen sollen sie sich selbständig organisieren und wenn es noch Unklarheiten dazu geben würde, sollen sie bei ihm nachfragen.
Die Selbständigkeit der Schüler beim Wandsalto und beim Healy war gut. Beim Überschlag herrschte dagegen von Anfang an ein ziemlich grosses Chaos. Diese Gruppe hatte fast 10 Minuten bis ihre Anlage mit zwei dicken, zwei 16er-, einer dünnen Matte, einem Kasten und einem Trampolin aufgestellt war. Beim selbständigen Üben entstand eine gewisse Eigendynamik in der Gruppe. Es wurden halsbrecherische Sprünge ausprobiert und hinten in der Reihe beim Anstehen kamen kleine Kämpfe auf. Der Lehrer nahm sie zusammen und sagte ihnen klar und deutlich, dass dies nicht geduldet würde. Anschliessend verbesserte sich die Lage und es machte den Anschein, als wüssten alle was zu tun ist. Kurz darauf kam der einzige Geräteturner der Klasse zum Lehrer und sagte, es sei ziemlich langweilig für ihn weil er schon alles könne. Der Lehrer forderte den Schüler auf, die Gruppe zu coachen. Am besten bleibe er vorne bei der Sprunganlage und könne je nach Verlangen seiner Kollegen Hilfe stehen und ihnen ein Feedback geben.
Nun als alle wussten was zu tun war, holte der Lehrer ein IPad hervor und ging zur Gruppe „Wandsalto“. Diese waren sehr motiviert und waren bereits soweit, dass sie nur noch mit einer Hilfsperson arbeiteten. Er filmte die einzelnen Schüler mit dem IPad und zeigte ihnen mit Hilfe des Programms „coach’s eye“, wo ihr Verbesserungspotential liegt. Anschliessend ging er zur Gruppe Healy und machte das gleiche. Als er bei der Gruppe „Überschlag“ angekommen war nahm er den Geräteturner zu sich, erklärte ihm das Programm und liess ihn die Feedbackrunde mit seinen Kollegen machen. Als fast alle der Gruppe „Stützüberschlag“ ein Feedback bekommen haben, merkte der Lehrer, dass die Schüler langsam ausgepowert waren und die Motivation nicht mehr sehr hoch war. Deshalb entschied sich der Lehrer spontan um 20 vor neun Uhr, die Posten wegzuräumen und zum Schluss noch ein Fussballspiel zu spielen.
Die meisten Schüler freuten sich und zeigten nochmals einen guten Einsatz. Zum Ende der Lektion nahme der Lehrer die Klasse zusammen und verabschiedete sie.