Fall Nr. 229

 

Demonstrationsopfer

Schlüsselsatz: „Der Timo hat es genau richtig gemacht, und nicht wie Du.“
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten
Disziplin/Sportart: Parkour
Inhalte präsentieren: Vorzeigen-Nachmachen; Darbieten und Demonstrieren
Mit Schüler*innen interagieren: Beobachten – Beurteilen – Korrigieren und Feedback geben
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Ein Lehrer unterrichtet eine fünfte Klasse, die er gerade an der neuen Schule übernommen hat. Er möchte eine Reihe zum Geräteturnen machen. Aus diesem Grund hat er einen Parcours aufgebaut, in dem es Weichbodenmatten, kleine Matten in Bahnen, oder auch als Gräben gelegt, eine Bank und ein Reck gibt. Der Lehrer hat die Bewegungsanweisung gegeben, den Parcours so zu durchlaufen, dass alle Stationen eingebaut werden und gleichzeitig dies mit immer unterschiedlichen Möglichkeiten. Er selbst stellt sich an eine Hallenseite und schaut sich die motorischen und auch kreativen Fähigkeiten der Schüler an, zunächst einmal ohne irgendwie einzugreifen.
Der Lehrer ruft die Klasse zu sich, um ihnen nun zunächst den Unterschwung am Reck zu zeigen. Dazu sucht er sich zuerst Max als Demonstrationsopfer aus. Max ist ein kleiner, kräftig gebauter Schüler. Er soll zunächst mit gestreckten Armen unter der Stange herlaufen; alle anderen stehen im Kreis um das Reck herum. Die Schüler grölen bereits und René ruft: „Hey Max, dann zeig uns mal, wie Du Dich da durch kugelst, oder soll ich Dir noch Räuberleiter machen?“ Der Lehrer bittet um Ruhe und lässt Max seine Übung vormachen, die Max nicht richtig gelingt. Direkt anschließend muss Timo, der Klassensprecher, das gleiche zeigen. Er meistert die Aufgabe locker, unterstützt von seiner Klasse. Max steht derzeit verschüchtert am Rande der Gruppe und schaut gar nicht hin.
Der Lehrer sagt: „Tja Max, das solltest Du Dir aber genau angucken. Der Timo hat es genau richtig gemacht, und nicht wie Du. Du kannst Dich mit deinen Armen ja gar nicht halten.“
Timo strahlt wie immer und Max zieht sich hinter einige Klassenkammeraden zurück.
Es folgt eine Übungsreihe zum Unterschwung. Am Ende der komplett erarbeiteten Übung, soll Max erneut zeigen, was er kann, obwohl er zuvor den Unterschwung keinmal richtig geschafft hat. Die Schüler sticheln Max, der schon gar nicht mehr vormachen möchte. Der Lehrer besteht darauf mit dem Erfolg, dass Max fast zusammenbricht, weil er sich nicht an der Stange halten kann. Die Mitschüler sticheln weiter gegen Max, der ganz beschämt in der Mitte steht und mit ansehen muss, wie Timo den Unterschwung zeigt.
Der Lehrer spricht das Abschlusswort: „So Leute, da wollen wir hinkommen. Der Timo hat uns gezeigt, wie das nachher aussehen soll, und der Max hat uns gezeigt wie es eben nicht aussehen soll.“ Er entlässt die Kinder. Alle stürmen um Timo herum in die Kabine; Max trottet langsam hinterher.