Fall Nr. 261

 

Fussball

Schlüsselsatz: «Sie, als unser Vorbild, müssen gar nichts sagen. Wer hat mir vorhin absichtlich in die Fresse gekickt?»
Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Spielen
Inhalte präsentieren: Spielen und Wettkämpfen
Spezielle Themen: Gewalt/Mobbing
Textsorte: Chronik

Fallbeschreibung:

a) Einzellektion (45 Min) Sport in einer 3. Gymnasialklasse (12. Schuljahr). 10 Schüler wovon 7 Schüler einsatzbereit (2 dispensiert (Begabtenförderung) und 1 verletzt). Geplant sind Aufwärmformen mit dem Ball, drei Übungen zum Thema Passen und ein Fussballspiel (4 gegen 4).


b) Als die Lehrperson die Lektion beginnen will, kommt der letzte Schüler aus der Garderobe und eröffnet, dass er die Sportbekleidung zu Hause vergessen hat. Die Lehrperson erklärt der restlichen Klasse die erste Aufwärmform und geht dann mit dem Schüler in die Lehrergarderobe um ihn mit den nötigen Utensilien einzudecken.


c) Zurück in der Halle erwartet ihn folgende Situation: Alle Schüler versuchen die Fussbälle (8 Stück) mit (mehr oder weniger) gezielten Schüssen in die beiden hochgeklappten Basketballkörbe zu befördern. Mindestens drei Mal ist dies bereits gelungen, da in einem Korb einer und im anderen Korb gar zwei Fussbälle steckengeblieben sind.


d) Die Idee der Schüler wird von der Lehrperson spontan zu einem Wettkampf umfunktioniert. Alle Schüler haben zwei Versuche, den Basketballkorb zu treffen. Keiner trifft. Zum Schluss dieses Wettkampfs erklärt der Lehrer, dass er dieses «Ball in den Korb»-­‐Spiel durch sein Entgegenkommen nun als abgehakt betrachtet und führt die Lektion weiter.


e) Beim Fussballspiel (4 gegen 4) möchte die Lehrperson einen Pass auf einen Mitspieler schlagen und trifft dummerweise einen Schüler des gegnerischen Teams direkt im Gesicht. Sofort eilt der Lehrer zum betroffenen Schüler und entschuldigt sich bei ihm und fragt, ob alles in Ordnung sei. Das leichte Nasenbluten muss in der Lehrergarderobe behandelt werden. Beim Verlassen der Halle sagt er den restlichen Schülern, sie sollen 3 gegen 3 weiterspielen.


f) Zurück in der Halle erwartet ihn folgende Situation: Alle restlichen Schüler versuchen die Fussbälle mit (mehr oder weniger) gezielten Schüssen in die beiden hochgeklappten Basketballkörbe zu befördern. Dieses Mal geht die Lehrperson nicht weiter auf das «Spiel» der Jungen ein, pfeig laut durch den Mundwinkel, treibt die Jungen zusammen und fährt mit dem Spiel (4 gegen 4) fort.


g) Bei einer Abwehraktion des Torhüters kommt dieser zu Fall und kann den Ball nicht festhalten. Der Ball wird sodann vom Schüler -­ der mit dem Nasenbluten ‐ mit voller Wucht und rücksichtslos gekickt, so dass der am Boden liegende Torwart ihn mitten ins Gesicht bekommt.


h) Die Lehrperson unterbricht sofort das Spiel und erklärt dem «Kicker», dass sich so ein Verhalten nicht gehört. Darauf der Schüler: «Sie, als unser Vorbild, müssen gar nichts sagen. Wer hat mir vorhin absichtlich in die Fresse gekickt?» Nach intensiven Diskussionen darüber, dass die beiden Situationen nicht miteinander zu vergleichen seien, und dass das eine mit und das andere ohne Absicht geschehen sei, bricht die Lehrperson die Lektion frühzeitig (5 Minuten früher) ab und verurteilt den fehlbaren Schüler zu 2 Stunden Arrestarbeit beim Hauswart und zu einem gemeinsamen Gespräch mit der Schulleitung.