Fall Nr. 564

 

Badminton

Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Badminton
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Folgende Doppellektion trug sich in einer 9. Klasse (3. Sekundarklasse) zu. Die Klasse ist niveaudurchmischt der Sportunterricht jedoch Geschlechtergetrennt, weshalb es sich hier um 14 Jungen handelt, die am Freitagnachmittag um 15.30 eine Sportdoppelstunde haben.
Schon seit einigen Wochen arbeitet die 3. Klasse nun am Thema Badminton. Die Doppelstunde am Freitagnachmittag ist die letzte Übungsstunde vor der Prüfung. Ich kenne die Klasse gut, da ich schon oft Stellvertretungen gegeben habe. Die Gruppe ist nicht sehr motiviert was das Badmintonspiel angeht und hat beim sportlichen Niveau sehr starke Unterschiede. Insgesamt ist die Klasse jedoch als überdurchschnittlich bewegungsbegabt zu beschreiben.
Die Stunde beginnt wie gewohnt, die lebendige Klasse kommt laut und aufgedreht in die Halle. Einige setzten sich wie immer auf die aufgestellte Bank, andere jagen sich durch die Halle. Nach wenigen Aufforderungen setzten sich alle hin und hören zu. Das Programm heute ist klar: Aufwärmen, Einspielen, Üben und Spielen. Für das Aufwärmen ist es Tradition in der Klasse, stets verschiedene Arten von Sitzball zu spielen. Ich frage jedoch, ob sie heute etwas anderes machen wollen, was bejaht wird. «Wir müssen immer Sitzball spielen, aber das machen wir ja gar nicht so gerne» bemerkt ein Schüler was ihm ein «Halt mal deine Fresse» von einem der sportlichsten Jungen der Klasse einbringt.
Da die Klasse guter Laune zu sein scheint schlage ich ein ‘Primarschulaufwärmen’ vor, was sehr gut ankommt. Also legen sich alle paarweise gegenüber auf die Mittellinie und ich erzähle eine Geschichte. Fallen gewisse Schlagworte, muss je nach dem die eine oder andere Hälfte der Schüler loslaufen und die Wand berühren, bevor sie gefasst werden. Das Spiel sorgt für Heiterkeit, beruhigend wirkt das Spiel nicht, aber alle machen gut mit. Nach einigen Sprints wird das Badmintonnetz aufgebaut. Da ich keine klare Aufgabe zugeteilt habe, bauen wie immer die ruhigeren Schüler das Netz auf während die auffälligeren in der Halle herumtollen.
Das Netz steht schnell, die Schläger werden verteilt und ich erinnere die Klasse an die Lernziele, welche ich auf der Bank auslege. Danach dürfen sich die Schüler zu zweit über das Netz einspielen.
Nach einigen Minuten entstehen bei einzelnen Paaren kleine Matches was ich als Anzeichen dafür nehme, dass die Schüler nun eingespielt sind. Ich nehme alle einen Kreis zusammen und gehe mit ihnen nochmals die Lernziele durch, da sich diese niemand angeschaut hatte. Danach sollen sie eine Clear & Drop Schlagübung machen, da beim Einspielen viel gesmasht wurde und kein Spielfluss entstand. Wieder stellen sich alle in (neuen) Paaren auf und beginnen die Übung (Clear – Drop – Lob -Clear usw.) Die vier stärksten Jungs jedoch, fangen wieder an zu smashen. Ich frage sie, warum ich wohl die Smashes weggelassen hatte, worauf sie keine Antwort wissen. «Wir können das alles schon, wir machen eh eine 6» sagt einer. Ich bitte sie, die Übung nochmals auszuprobieren und mir dann mitzuteilen, wie sie auf den schmalen Feldern Punkte erzielen können, ohne zu smashen. Ich lasse sie und widme mich den Lernwilligeren, welche die Übung teils richtig gut machen und lange Ballwechsel hinbekommen. Als nächsten erteile ich die Anweisung nun Minimatches zu spielen, aber nach wie vor die Smashes wegzulassen. Mit ein paar Fragen versuche ich sie darauf zu bringen, die Gegner mit kurz-lang Spiel zu bewegen.
Wieder stellen sich neue Paare auf und beginnen zu spielen. Die vier Jungs von zuvor mischen sich nicht unter die Anderen, worauf ich sie einteile. Leider muss ich dafür das Spiel einiger Paare unterbrechen. Nun funktioniert jedoch das Spiel.
Nach einiger Zeit beginnen einige wieder mit Smashes, worauf ich alle auf die Bank nehme und ein Weltmeisterschaftsspiel aufstellen lasse. Die Schüler helfen, mit Hütchen schmale Felder aufzustellen und das Auf-Abstiegsspiel vorzubereiten. Die vier Schüler jedoch helfen nicht mit. «Warum stoppen Sie die Spiele, alle waren so schön am Spielen?» fragt einer. «Das Spiel haben wir schon einmal gespielt» sagt ein Anderer.
Der Rest der Klasse freut sich auf das Spiel und stellt sich auf. Nun sind Smashes wieder erlaubt. Als ich die erste Runde freigebe merke ich, dass die vier stärksten Schüler auf einem Feld ein Doppel spielen und die Markierungen weggeräumt haben. Da sich die anderen Schüler davon nicht beirren lassen beschliesse ich, sie einfach in Ruhe zu lassen. Leider sind die vier ziemlich laut, weshalb ich hingehe und ihnen mitteile, dass ich ihre Aktion daneben finde und sie wenigstens nicht so rumschreien sollen. Unbeeindruckt spielen sie weiter, sind jedoch nicht mehr laut. Die Weltmeisterschaft nimmt ihren Lauf und die Stunde ist von da an ein kompletter ‘Selbstläufer’.
Wegen ihrem Egotrip räumen die vier Jungs die Halle auf, was sie annehmen. Als ich sie nochmals auf ihre Aktion anspreche argumentieren sie mit «Die anderen sind alle so schlecht» , «Auf die anderen habe ich keinen Bock» oder «Wenn wir gegeneinander spielen ist es einfach lustiger». Ich sage ihnen, dass ich diese Argumente von Mitgliedern eines Klassenverbands schwach finde und wünsche ihnen viel Glück für die Prüfung in der Folgewoche