Fall Nr. 545

 

Bändel-Paartherapie


Fallbeschreibung:

Die 7. Klasse besteht aus neun Mädchen und neun Knaben, sie werden koedukativ von einer Lehrerin unterrichtet. Das Thema der Einzellektion ist „Variationen des Fussballs“. Die Klasse ist begeistert und freut sich auf eine Spielstunde mit dem runden Leder. Die erste Fussballvariation besteht aus einem Pärchenfussball, wobei sich jeweils zwei Jugendliche an den Händen fassen müssen. Gespielt wird in zwei Mannschaften (eine mit roten Bändeln gekennzeichnet) mit dem im Schulsport üblichen Regelwerk. Aufgeregt versuchen sich die SuS in Pärchen zusammenzustellen. Scheinbar wollen alle mit der besten Freundin oder dem besten Freund ein Zweierteam bilden. Bis auf eine Ausnahme bilden sich die frei wählbaren Pärchen geschlechterhomogen. Übrig bleiben Simon und Anna. Sie zieren sich ein Pärchen zu bilden. Die Überwindung sich an den Händen zu fassen, scheint unmöglich. Sie schauen sich hilflos an und wenden sich nochmals voneinander ab, in der Hoffnung doch noch jemanden zu finden, dem sie lieber die Hand geben würden. Doch es ist nichts zu machen, alle SuS stehen bereits in Zweiergruppen beisammen. Da sieht Simon in seiner Hand den roten Mannschaftsbändel, welchen er sich noch nicht umgehängt hat. Nun hat er eine Lösung gefunden, der rote Bändel fungiert als Rettung aus ihrer misslichen Lage. Auch die Lehrerin steht dieser Lösung nicht im Weg. Simon und Anna dürfen via Bändel ein Fussballpärchen bilden. Der taktische Vorteil, welcher durch den erweiterten Bewegungsradius entsteht, wird von der Klasse nicht wahrgenommen. Alle Pärchen nehmen engagiert am Geschehen teil und geben vollen Einsatz. Beim abschliessenden normalen Fussballspiel fällt die Mädchenspielbeteiligung deutlich geringer aus als diejenige der Jungs. Die Geschlechter grenzen sich automatisch wieder vermehrt voneinander ab. (Hilbe, Schiess & Schuler)