Fall Nr. 444

 

Doppelstunde Sport einer 1. Gymnasialklasse im Baselland Freitag 15:25-17:00

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: nicht definiert
Inhalte präsentieren: Üben und Trainieren
Mit Schüler*innen interagieren: Differenzieren und Individualisieren
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Die Klasse 1a besteht aus 16 Schülern (etwa 16jährig) mit Profil Mathematik. Die Schüler sind grundsätzlich sportlich, ein Schüler A ist stark übergewichtig und hat auch sonst einen schwierigen Stand in der Klasse.

Die Doppelstunde findet am Freitagnachmittag von 15:25-17:00 statt, danach beginnt für die Schüler das Wochenende.
In der ersten Stunde sollen die Schüler in den bereits gebildeten Gruppen ihre Choreographie in der Gruppenakrobatik weiterüben, in der zweiten Stunde wird das neue Thema Basketball eingeführt.

Um 15:25 kommen die ersten Schüler in die Turnhalle, wo sie sich wie üblich auf den Boden setzen und auf den Anfang der Stunde warten. Nach 5 Minuten haben sich alle Schüler in der Halle eingefunden bis auf A. Als der Lehrer sich nach A erkundigt, erwidert Schüler T: "Die fette Sau kommt nicht mehr in seine Hosen." In diesem Moment betritt A die Turnhalle und scheint den Kommentar gehört zu haben. Er setzt sich, sichtlich gekränkt, etwas abseits der Schüler hin. Der Lehrer reagiert auf die Aussage des Schülers indem er erklärt, dass er keine weiteren Beleidigungen duldet.
Zum Einwärmen lässt der Lehrer Schnappball mit zwei Mannschaften spielen. Zur Gruppeneinteilung verteilt der Lehrer rote und blaue Bändel. Das Schnappballspiel verläuft ohne Zwischenfälle.
Nach dem Schnappballspiel legen die 4 Gruppen jeweils Matten aus, um ihre Gruppenakrobatikchoreographie zu üben. Der Lehrer erwähnt, dass später in der Prüfung nicht nur die Gruppenleistung, sondern auch die Einzelleistung geprüft werde (was die Schüler von Anfang an wussten) und zwar wird jeder Schüler in den Elementen Rolle vorwärts, Rad, Kopfstand und Handstand bewertet. Währenddem die Schüler üben, beobachtet der Lehrer, dass A den Kopfstand versucht und dabei offensichtlich wird, dass er wegen seines Gewichts eine viel zu grosse Belastung auf dem Genick hat. Der Lehrer spricht infolgedessen mit A und vereinbart mit ihm, dass er den Kopfstand nicht machen muss, aber dementsprechend auch höchstens eine 5 in der Einzelbewertung erreichen kann.
Die Schüler üben fleissig, bieten sich gegenseitig Hilfestellungen (welche sie in früheren Lektionen erlernt haben) und sind allgemein sehr motiviert.

In der Hälfte der Doppelstunde unterbricht der Lehrer, lässt die Gruppen die Matten aufräumen und beginnt mit dem neuen Thema Basketball, wo er später im Semester eine Spielnote machen möchte.
Da der Lehrer noch nicht weiss, wie die Schüler Basketball spielen, lässt er sie in vier Gruppen jeweils 3gg3 auf einen Korb Streetball spielen. Dabei beobachtet der Lehrer, dass sehr wenige Punkte gemacht werden und beschliesst, eine Übung zum Korbleger zu machen und zeigt diesen sogleich vor. Die Schüler kommen nacheinander prellend zum Korb und schliessen per Korbleger ab, erhalten nach Bedarf ein Feedback vom Lehrer und gehen dann zum gegenüberliegenden Korb, wo sie dasselbe machen nur ohne Feedback des Lehrers. Der Lehrer bemerkt bei einem Schüler, dass dieser den Ball immer mit beiden Händen wirft und erklärt ihm, dass er den Ball nur mit einer Hand werfen soll und ihn mit der anderen Hand bloss seitlich stützen soll. Der Schüler, der zuvor mit beidhändigem Wurf oft getroffen hat, trifft nun praktisch nicht mehr und erhält immer wieder einen Kritikpunkt zum Verbessern. Der Schüler verliert darauf immer mehr Motivation und auch bei den anderen Schülern beginnt sich Langeweile auszubreiten, sie bleiben länger beim unbeaufsichtigten Korb und einige schiessen sich mit dem Ball gegenseitig ab. Als der Lehrer reagiert und um mehr Mitarbeit und Konzentration bittet, erwidern einige Schüler, sie hätten keine Lust mehr und möchten lieber bereits ins Wochenende gehen. Der Lehrer beschliesst die restlichen 20 Minuten 5 gegen 5 auf das grosse Feld zu spielen mit 3 von den Schülern selbst gebildeten Mannschaften. Es gewinnt jene Mannschaft, welche zuerst 3 Körbe erzielt hat, sie bleibt dann im Spiel. Während dem Spiel gewinnt ständig dieselbe Mannschaft, die anderen beiden Mannschaften kommen auch sehr selten zum Abschluss und erzielen deshalb kaum Treffer, ihre Motivation sinkt nochmals. Einige Schüler beklagen sich beim Lehrer, dass die Teams unfair seien. Der Lehrer wechselt in der Folge 2 Schüler aus der besten Mannschaft mit jeweils einem Spieler aus einer der beiden schwächeren Mannschaften. In der Folge sind die Spiele ausgeglichener, jedoch fallen insgesamt weniger Treffer als zuvor.