Fall Nr. 575

 

Hochsprung

Stufe: Sekundarstufe I
Disziplin/Sportart: Hochsport
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Sekundarstufe I, 8. Klasse, Niveau A, 17 Schülerinnen (2 Parallelklassen), Doppelstunde: 10.10-11.55, Thema: Hochsprung
Die Fallgeschichte ereignete sich in meinem ersten Unterrichtsjahr auf der Sekundarstufe I. Ich hatte die Klassen im Sommer übernommen und unterrichtete sie in abwechselnd mit der Jungenklasse und zusammen mit einem anderen Sportlehrer, der die SchülerInnen schon seit der 7. Klasse kannte. Es war die dritte Unterrichtswoche nach den Sommerferien und es regnete, weshalb wir den Unterricht in die Turnhalle verlegten. Da das Thema Hochsprung an unserer Schule in der 8. Klasse auf dem Programm steht, beschlossen wir, daran zu arbeiten. Der Sportlehrer übernahm die Jungen in der ersten Halle und ich die Mädchen in der zweiten Halle. Die SuS hatten noch keine Vorkenntnisse aus dem 7. Schuljahr und niemand war im Leichtathletikverein, demzufolge hatte ich eine Einführungslektion in die Hochsprungtechnik geplant.
Da die Mädchen gewöhnlich nicht alle gleichzeitig eintreffen, stellte ich mit den bereits anwesenden Schülerinnen die Übungsanlagen im Voraus auf. Nachdem alle Schülerinnen eingetroffen waren und wir uns begrüsst hatten, setzten sie sich auf den Mittelkreis und ich erklärte den Ablauf und das Ziel der Lektion. Anschliessend starteten wir mit einem Aufwärmspiel im Volleyballfeld, in dem 4 Schwedenkasten aufgestellt waren. Das Ziel des Spiels war, einem Gruppenmitglied, das auf einem Schwedenkasten sass, einen Ball von Hand zuzuspielen. Da keine Schülerin mehr als einen Punkt auf dem gleichen Schwedenkasten machen konnte, waren sie gezwungen, die Kasten nach jedem Punkt zu wechseln und so auf verschiedene
Kästen hochzuhüpfen. Dies gelang einigen SuS ziemlich gut, während andere jeweils von der Seite am Kasten hochkletterten, um sich draufsetzen zu können.
a) Nach kurzer Zeit beschwerte sich eines der Mädchen, das auf den Kasten hochkletterte, anstatt zu hüpfen, dass sie nie angespielt werde und es so keinen Spass machen würde. Ihre Mitspielerinnen erklärten, dass sie sie ja nicht anspielen könnten, da sie so langsam auf den Kasten klettere, dass die Gegner dann schon zur Abwehr bereitstünden. Sie erwiderte, dass sie nicht hochhüpfen könne und zwei weitere Mädchen pflichteten ihr bei, dass das für sie zu schwierig sei. Also schlug ich vor, dass sie es doch einfach nochmal probieren sollen oder sich sonst halt gut freilaufen, um Pässe zu spielen. Als das Spiel weiterging, griffen die betreffenden Mädchen kaum mehr ins Spielgeschehen ein und versuchten weder, auf einen Kasten zu gelangen, noch sich freizustellen, um angespielt zu werden.
Nach ungefähr fünfzehn Minuten unterbrach ich das Spiel und erklärte den Schülerinnen die vier Übungsanlagen zum Fosbury-Flop, an denen sie anschliessend selbständig üben sollten. Ich erklärte den Bewegungsablauf pro Posten jeweils mündlich und zeigte ihn vor:
Posten 1: aus einem 3-Schritt-Anlauf zum einbeinigen Sprung mit 1⁄4 Drehung zum Sitz auf dem Schwedenkasten landen
Posten 2: Standsprung rückwärts vom Schwedenkasten (1-2 Elemente) auf einen Weichboden mit Landung auf dem Rücken
Posten 3: Standsprung rückwärts gebückt von der Sprossenwand (3. – 4. Sprosse) auf einen Weichboden
Posten 4: aus einem 3-Schritt-Anlauf zum einbeinigen Sprung mit 1⁄4 Drehung über ein Gummiseil auf einen erhöhten Weichboden (Fosbury Flop)
Daraufhin teilte ich die Klasse in 4 Gruppen ein und teilte jeder Gruppe einen Posten zu, bei dem sie starten sollten. b) Sogleich meldete sich wieder eine Schülerin und bemerkte, dass dann ja manche bei den schwierigen Übungen anfangen mussten und dass sie lieber alle bei den einfachen Übungen anfangen wollten und dass sie die Gruppen selber wählen möchten. Da die Zeit knapp war, bestand ich aber darauf, dass sie an dem Posten starteten, an dem ich sie eingeteilt hatte. Etwas widerwillig begaben sich die Schülerinnen an die Posten. Da ein Mädchen sehr ängstlich war und mich darum bat, sie zu begleiten, konnte ich die anderen Posten nicht permanent beaufsichtigen. c) Ich bemerkte aber trotzdem, dass einige Mädchen die Übungen nicht absolvierten oder nach einem Versuch bereits aufhörten. Nach dem letzten Postenwechsel gab ich das Signal zum Aufräumen. Beim Aufräumen wendete sich eine Gruppe an mich:
d) „Das ist ja sowieso viel zu schwer, auf diese Art über das Seil zu springen, das lernen wir nie“. Ich erwiderte, dass wir das Thema in der nächsten Stunde wieder aufgreifen würden und dass sie die Technik sicher auch noch lernen würde.