Fall Nr. 495

 

Hochsprung und Fussball

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten
Disziplin/Sportart: Hochsprung und Fussball
Inhalte präsentieren: Spielen und Wettkämpfen
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Rahmenbedingungen

• Gymnasium, 2. MAR (10. Schuljahr), N-Profil (Naturwissenschaften , Bio-Chemie)
• Die Halle ist gut mit Material ausgestattet
• 24 SuS (18 Jungs, 6 Mädchen)
• Zeit der Doppellektion (90 Minuten): letzte 2 Lektionen am Nachmittag
• Thema der Doppellektion: Hochsprung und Fussball (Hochsprung wurde in dieser Klasse noch nie von
dieser LP unterrichtet und Fussball haben sie schon des Öfteren geübt (v.a. Technik bzw. MüR)

Die Klasse ist ziemlich heterogen. Einige der SuS sind sehr gute Sportler und im Sportunterricht sehr motiviert, etwas zu leisten. Ein Junge ist etwas übergewichtig und er meinte schon öfters, Sport sei halt nicht sein Fach, er sei ja sowieso nicht gut. Es ist schwierig, ihn zu motivieren. Eine Schülerin ist sehr sportlich und kann ohne weiteres mit den Jungs mithalten. Die anderen Mädchen verhalten sich eher unauffällig.

Die Lehrperson ist männlich und unterrichtet erst seit einem halben Jahr an dieser Schule.

Anmerkung: Die Schüler und Schülerinnen werden nachfolgend mit SuS und die Lehrperson mit LP abgekürzt.



Narrative Unterrichtsgeschichte

Als die Lehrperson die Turnhalle betritt, sind die meisten SuS schon anwesend. Einige haben sich einen Fussball aus dem Schrank genommen und spielen sich Pässe zu. Die LP hat dies seinen SuS grund-sätzlich erlaubt. Die Mädchen haben sich an der Wand sitzend versammelt und scheinen über etwas zu diskutieren.· Ein Junge kickt alleine genervt mit einem Ball gegen die Wand. Ein anderer sitzt teilnahmslos am Boden. Die LP bemerkt dies und fragt den Schüler, was los sei. Der Schüler erklärt ihm, die Promotion sei gefährdet und er habe heute noch eine schlechte Mathenote gekriegt. Er versichert dem Lehrer, er versuche sich im Sportunterricht abzulenken. Als es zum Stundenbeginn läutet, ruft die LP die SuS zusammen. 2-3 Minuten verstreichen bis alle in der Nähe der LP Platz nehmen.

Die LP gibt den SuS das heutige Thema bekannt: „Wir üben heute Hochsprung." Ein leises „Murren" und „Och, nein" tönt durch die Halle. Die LP lässt sich jedoch davon nicht beirren und spricht weiter: „Da es draussen nass ist, werden wir dies in der Halle tun." Er fügt noch an, dass die SuS nachher zur Belohnung Fussball spielen dürfen.

Zwei der SuS sind krank und einer ist verletzt und kann nicht mitmachen.

Die LP fordert die SuS auf, aufzustehen. Die SuS müssen kreuz und quer durch die Halle rennen und bei jedem Pfiff der LP in die Höhe springen. Wie sie dies tun, ist ihnen freigestellt. Nach 2 Minuten ruft die LP den SuS zu, dass dies nun einbeinig geschehen soll. Nach weiteren 2 Minuten gibt er ihnen die Anweisung, dass der Sprung eine Drehung beinhalten muss. Nach einer weiteren Minute ruft er die SuS zusammen.

Weiter sollen sie sich zu zweit formieren und gegeneinander kämpfen mit folgenden Übungen:
1. Der anderen Person in der Liegestützposition versuchen, die Arme wegzuziehen.
2 . Im Stehen versuchen , sich über eine gewählte Linie zu ziehen.
3. Aus der Hocke aufzustehen versuchen, indem die andere Person dies zu verhindern versucht. Die meisten SuS führen diese Aufgaben aus. Zwei SuS sind sehr unruhig.

Nach dem Aufwärmen fordert er die SuS dazu auf, zwei Hochsprunganlagen aufzustellen. Er gibt ganz klare Anweisungen, wo und wie die Anlagen aufgestellt werden sollen. Ausserdem teilt er das aufzustellende Material den einzelnen SuS zu. Das Aufstellen verläuft ziemlich reibungslos. 5 Minuten später stehen die beiden Hochsprunganlagen (bestehend aus zwei dicken Matten, dahinter dünne Matten und zwei Hochsprungständer mit einer Schnur gespannt).

Die LP versammelt die SuS um eine Hochsprunganlage und sagt: "Ihr habt sicher alle schon Hochsprung im Untergym gemacht oder in der Sek, also ist es nichts ganz Neues für euch. Heute und in den nächsten Lektionen lernen wir den Fosbury-Flop. Dies werde ich dann benoten".

Die LP bittet die SuS genau zuzuschauen. Er nimmt Anlauf und zeigt den Flop vor. Er schafft es mit dem Rücken über die gespannte Schnur, bleibt aber mit dem Fuss etwas hängen. Einige der SuS kichern. Ein SuS sagt laut: „Ich glaube, Remo könnte das besser''. Die LP, etwas rot im Gesicht, fragt: „Wieso, Remo, machst du Leichtathletik?" Remo bejaht dies und erklärt, er sei seit 10 aktiv in der Leichtathletik. Die LP geht nicht weiter darauf ein.

Die SuS teilen sich auf die beiden Anlagen auf und üben selbständig, wobei die LP ab und zu Kommentare einwirft wie "nicht so nah an der Ablage abspringen" oder „achte auf deinen Rhythmus".

Die SuS führen die Aufgabe aus. Es gibt solche, die oft springen und versuchen möglichst richtig über die Schnur zu springen. Jedoch gibt es auch welche, die sich immer hinten in der Schlange anstellen und fast nie springen . Der Schüler, welcher Leichtathletik betreibt, scheint auch ziemlich gelangweilt zu sein. Die LP ist damit beschäftigt, die SuS, die nicht richtig mitmachen, zu motivieren. Ab und zu zeigt er nochmals den Sprung vor oder korrigiert die SuS. Er stellt noch "Töggeli" auf, damit die SuS einen bogenförmigen Anlauf machen.

Eine Schülerin fragt plötzlich, ob sie auch den „Scherensprung" machen darf, weil sie den besser könne. Die LP ruft die SuS zusammen und erklärt: „Es wird eine Techniknote geben und eine Leistungsnote, wobei der Flop und keine andere Technik ausgeführt werden darf." Die Schülerin, die dies vorher gefragt hat, schüttelt den Kopf und sagt, dass sie dies nicht verstehe. Sie wird von anderen unterstützt. Die LP meint, dies sei nun so, es gehe nun um den Flop. Die Schülerin erwidert: "Wofür brauche ich das im Leben? Ich sehe darin keinen Sinn." Die LP meint, man müsse nicht immer einen Sinn darin sehen, es sei einfach ein Bestandteil des Sportunterrichts.

Die LP fordert die SuS dazu auf, die Anlagen aufzuräumen und zwei „Bänkli" aufzustellen. Dies wird schleppend gemacht, obwohl die SuS eigentlich gerne Fussball spielen.

Als alles aufgestellt ist, teilt die LP selbst die Gruppen ein, wobei er versucht, drei gleichstarke Gruppen zu bilden. Es bleiben noch ca. 30 Minuten, um zu spielen. Die LP erklärt, dass nun „Bänklifussball " gespielt wird. Jede Gruppe spielt 2 Mal gegeneinander. Der Torwart darf den Ball nicht in die Hände nehmen. Jedes Spiel dauert 5 Minuten. Pro Team spielen 6 SuS (einer ist Auswechselspieler). Der verletzte Schüler nimmt die Schiedsrichterrolle ein.

Die SuS im ersten Spiel spielen mehrheitlich motiviert mit. Jedoch fällt auf, dass mehrheitlich die Jungs das Spielgeschehen dominieren, die Mädchen stehen eher passiv auf dem Feld. Darauf reagiert die LP folgendermassen: „Wir machen es nun so: „Mädchentore" zählen doppelt!" Von da an stellen sich die Teams ganz anders auf: Die Jungs spielen mehrheitlich in der Verteidigung und im Mittelfeld, die Mädchen stehen vor dem „Bänklitor'' und schieben den Ball nach einem Pass mit einem Ballkontakt rein. Der etwas übergewichtige Junge spielt nun fast gar nicht mehr mit, freut sich aber ab jedem Tor, das seine Mannschaft macht. Die Jungs, die gut Fussball spielen, scheinen nicht mehr so motiviert. Beim zweiten Spiel spielt die gelbe Mannschaft, die das Mädchen, das sehr sportlich ist dabei hat. Die Schülerin dominiert und macht ein Tor nach dem anderen , die dann ja doppelt zählen. Die SuS, die nicht spielen sind sehr laut und stören die spielenden SuS. Ausserdem funktioniert das Freilaufen ziemlich schlecht und die Pässe kommen meistens nicht an. Die LP murmelt vor sich hin: „Das kann doch nicht wahr sein, wir haben so viele Passübungen gemacht!"

Nachdem alle Teams zweimal gegeneinander gespielt haben, ruft die LP sie zusammen und fragt, wer am meisten Punkte erzielt hat. Die gelbe Mannschaft (mit der sportlichen Schülerin) sagt, sie hätten alle Spiele deutlich gewonnen . Die anderen beiden Teams sagen, dies sei unfair, da Chantal ja in der Nati B Fussball spiele. Der Lehrer sagt, er habe dies nicht gewusst und thematisiert dies nicht weiter.

Die SuS räumen die Bänkli weg und geben die Bändeli ab. Die LP gibt kurz ein Feedback zur Stunde (es sollen alle SuS mitmachen und das Passspiel im Fussball muss unbedingt noch angeschaut werden) und gibt einen kurzen Ausblick auf die nächste Stunde. Die SuS verlassen murmelnd die Halle.