Fall Nr. 496

 

Krafttrainingseinheit

Stufe: Sekundarstufe II
Disziplin/Sportart: Krafttraining an Geräten
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Ausgangslage:

Das Berufsbildungszentrum Dietikon (BZD) bildet Lernende im Bereich Logistik und Maschinenbau aus. Die Lernenden der Sek 2 Stufe sind grösstenteils zwischen 16 und 20 Jahren alt und multikulturell geprägt. Die Klasse, um welche es sich handelt, ist sportlich betrachtet ziemlich homogen. Die Interessen sind jedoch sehr unterschiedlich. Es handelt sich um 17 männliche Jugendliche.

Der Sportunterricht am BZD erfolgt wöchentlich mit einer Lektion Sport. Aufgrund einer Klassen-Doppelbelegung im Sport und nur einer Halle, welche zur Verfügung steht, musste eine Alternative zum Hallensport geschaffen werden. Das BZD liess einen Kraftraum anbauen. Nun findet der Sportunterricht alle zwei Wochen im Kraftraum statt und die anderen Wochen wie gewöhnlich in der Halle. Der Kraftraum verfügt über 12 Kraftgeräte, eine Multipresse, Freihanteln von 4-22 Kg, 2 Rudergeräten, 1 Laufband und 1 Fahrrad. Dazu stehen 2 Tischtennistische in der Mitte und Kleinmaterial wie Jonglierbälle, Springseile, Balance-Bretter und vieles mehr zur Verfügung. Der Kraftraum ist für 17 Personen ziemlich eng. Das Semester lief im August an und ich hatte die Klasse neu erhalten. Bisher hatte ich diese Klasse erst zweimal im Unterricht.


Thema und Ziele der Krafttrainingseinheit:

Das Thema war, über eine Einheit a vier Lektionen im Kraftraum den Lernenden ein grundlegendes Wissen über allgemeines Krafttraining zu vermitteln. Dazu gehören die Theorie über Trainingsplanung und Trainingsmethoden sowie die korrekten Bewegungsausführungen an den Geräten. Als Leistungsüberprüfung mussten die Lernenden einerseits 3 von 5 ausgewählten Geräten korrekt vorzeigen können. Andererseits müssen die Lernenden mündlich über die Absicht der Geräte, die Zielmuskulatur, des Trainingsaufbaus oder der gewählten Methode, sowie den Sicherheitsmassnahmen entsprechend der Übungen darlegen.
Die Einführung mit der gesamten Theorie über Krafttraining, das Vorzeigen meinerseits an den Geräten und ein Ausprobieren nach Bedarf der Lernenden fand in der ersten Lektion statt. In der zweiten Lektion lag der Fokus auf der Auswahl und dem Üben von fünf Geräten, an welchen sie schlussendlich trainieren mussten, und dem dazugehörigen Erstellen eines Trainingsplans, welchen sie über das ganze Semester hinweg benutzen sollen. Die dritte Lektion, um welche es sich im nachfolgenden Fall handelt, zielte auf das vertiefte Üben und Trainieren an den ausgewählten Geräten selbst und die theoretischen Inhalte. Die Leistungsüberprüfung fand dann in der vierten und fünften Lektion statt.


Die Fallgeschichte:

Es war 9.20 Uhr. Die Lernenden versammelten sich bis auf einen pünktlich im Kraftraum. Derenige, der zu spät kam, trudelte dann 10 Minuten später ein. Ich gab den Inhalt der Lektion (3. Lektion im Kraftraum) bekannt. Die Lernenden wussten bereits, dass es um das Weiterführen des Krafttrainings, wie bis anhin im Kraftraum, ging. Ein paar der Lernenden liessen während meiner Informationsaussage unmotivierte Sprüche fallen: "Nein nicht schon wieder", "Ach muss das sein", "Warum müssen wir das machen''...
"Sie, können wir nicht nach draussen? Es ist so herrliches Wetter!" Ich sagte: „Ja, Krafttraining ist eine wichtige Grundlage für alle Sportarten, auch fürs Fussball! Und wenn ihr gut mitarbeitet, reicht uns die Zeit noch für ein Fussballspiel auf der Wiese draussen." „Und, machen wir nun 3 Jahre lang immer Krafttraining alle 2 Wochen?" fragte ein Lernender. Ich antwortete: „Nein nein, keine Angst, im Sommer sind wir auch viel draussen und im Winter werdet ihr Alternativprogramme zum Krafttraining von mir erfahren."


Aufwärmen:
Ich liess 2er-Gruppen mit etwa gleicher Körpergrösse bilden. A musste Seilspringen, B eine von mir vorgezeigte Körperspannungsübung im Bereich Rumpf ausführen. Es ging 45 Sekunden lang, dann gab es den Wechsel der Aufgaben von A und B. Das ganze dauerte 8 Mal 45 Sekunden (4x 45s Übungen, 4x45s Seilspringen). Das Seilspringen funktionierte gut, auch wenn nicht alle Seilspringprofis waren. Ohne grosses "Pushen" meinerseits zogen die Lernenden das Seilspringen durch. Bei den Körperspannungsübungen hingegen musste ich die Lernenden immer wieder kontrollieren und motivieren, damit sie wenigstens versuchten, durchzuhalten. Weiter störten sich ein paar Lernende am Platzmangel, da sie Seilhiebe von den anderen erhielten.


Hauptteil:
Die Lernenden sollten ihre Übungen an den fünf ausgewählten Geräten trainieren und im vorgegebenen Trainingsplan die Serien, Wiederholungen und Gewichte einschreiben. Zudem sollten sie sich Notizen über die korrekte Ausführung ihrer Übungen und Trainingsmethoden machen (für die Leistungsüberprüfung). Ich beriet die Lernenden, während sie trainierten. Sie wollten Musik über die Anlage hören und ich schaltete daraufhin die Musik ein. Während dem Training musste ich immer wieder Stichkontrollen durchführen und die Lernenden auffordern, das zu tun, was ich als Auftrag gegeben hatte. Die meisten Lernenden jedoch führten weder drei Serien pro Gerät durch, noch füllten sie ein vollständiges Trainingsprotokoll aus. Als es so weiterging, habe ich die Musik abgestellt und alle zu mir gerufen. Ich machte ihnen nochmals klar, dass sie sich an das Ziel halten sollen und sich bewusst sein sollten, dass der Trainingsblock mit einer Note abgeschlossen wird. Und ausserdem sei Krafttraining eine wichtige Grundlage für jeden Sport. Darauf folgte ein Spruch eines Lernenden: "Sport ist eh egal, zählt ja nicht." Ein anderer sagte daraufhin: „ Also meinem Lehrmeister ist es wichtig, dass ich mindestens die Note 5 im Sport schaffe!" Daraufhin sagte ich im Plenum, dass ich im Anschluss des Trainings gerne noch über die Wichtigkeit des Krafttraining im Sport mit ihnen diskutieren möchte. Dann sagte ein Lernender: "Aber dann reicht`s nicht mehr für ein Fussballspiel!" Ich antwortete: „Stimmt, dann ein andermal, ich notiere es mir. Also kommt, trainiert nun korrekt und füllt euer Protokoll mit den Angaben und Notizen aus, dann können wir im Anschluss noch draussen Fussball spielen gehen."
Als die Lernenden sich dann doch an das Training machten, forderten mich zwei Lernende auf: "Sie, schaffen sie auch so viele Kilos wie mein Kollege? Ich sagte provozierend: "Ja klar, das ist mein Einwärmgewicht", und schmunzelte. Dann wollten es die Lernenden natürlich wissen. Ich demonstrierte einen Satz.

Wieder sitzen zwei Lernende herum und ich laufe auf diese zu: "Meine Herren, dies ist nun meine letzte Warnung, ihr sitzt mir auffällig viel herum, macht bitte jetzt eure Übungen fertig, sonst könnt ihr am Ende Strafrunden rennen gehen, anstatt Fussball zu spielen". Die zwei Lernenden sagten: „Sie, sehen sie doch, wir sind fertig und haben alles aufgeschrieben. Ob die Übungen wirklich mit drei Sätzen gemacht wurden, weiss ich nicht, aber das schriftliche Protokoll war nicht sonderbar gut ausgefüllt. Kurz darauf war die Zeit für das Krafttraining um.


Schlussteil:
Der Unterricht dauerte noch 12 Minuten. Ich stellte die Musik ab und bat die Lernenden, ihre Protokolle mir abzugeben und dann nach draussen auf die Wiese zu gehen und die kleinen Fussballtore aufzustellen. Sie rannten sofort nach draussen, stellten die Tore schnell auf, bildeten eigenständig die Teams und spielten. Ich kam auf den Platz und sie spielten bereits mit vollem Elan. Ich übernahm· die Rolle des Schiedsrichters. Am Ende wies ich noch auf die Leistungskontrolle in zwei Wochen im
Kraftraum hin und verabschiedete die Klasse. Ein Lernender kam noch zu mir und sagte: "Sie, wir sollten mehr spielen, Krafttraining mache ich sowieso schon in einem Fitnesscenter." "Das Thema werden wir dann in der Lektion, wo wir über die Bedeutsamkeit des Krafttrainings im Sport diskutieren, aufgreifen!"