Fall Nr. 568

 

Letzte Doppelstunde vor Weihnachten

Stufe: Sekundarstufe I
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Es ist die letzte Doppelstunde (2 x 45 Minuten) vor den Weihnachtsferien. Der Unterricht findet in der ersten Lektion in der Mittleren der Dreifachhalle statt, da in der eigentlich vorgesehenen, alleinstehenden Turnhalle bereits die Dekoration für den anstehenden Turnerabend aufgebaut wurde. In der ersten Lektion wird die Klasse im Spiel „Elefantenpingpong“ geprüft während in der zweiten Lektion aufgrund der beschränkten Möglichkeiten in der Halle ein Fitnessparcours durchlaufen wird.
Zu Beginn der Lektion kommen die SuS in die Turnhalle und begrüssen den Turnlehrer mit einem Handschlag. Während der Lehrer mit vereinzelten SuS noch vergangene Absenzen regelt, bewegen sich die restlichen SuS durch die Halle oder sitzen bereits in der Hallenmitte am Boden. Nach den Absenzenkontrollen bespricht sich der Lehrer noch mit Sandra und Rolf. Beide haben Fussschmerzen; Sandra kann nicht mitturnen, Rolf aber schon, denn seine Dispens ist am Vortag abgelaufen.
Als der Lehrer mit den administrativen Pendenzen abgeschlossen hatte, ruft er die SuS in der Hallenmitte zusammen. Die SuS setzen sich im Kreis auf den Boden und warten auf die Begrüssung des Lehrers. Mario meldet sich noch vor dem Lehrer zu Wort und ruft: „Herr Lehrer, in der zweiten Lektion spielen wir auch noch Elefantenpingpong, denn ich habe heute Geburtstag und darf mir deshalb ein Spiel wünschen!“. (Anmerkung: Mario hatte schon in den Schulstunden zuvor damit geprahlt, dass er heute Geburtstag hat und die ganze Klasse deshalb 2 Lektionen lang in den Genuss des Spielens kommen würde). Der Lehrer erwidert, dass er nun erst einmal die Klasse begrüssen und den Ablauf des Unterrichtes bekannt geben möchte. Etwas konsterniert willigt Mario ein. Der Lehrer fährt fort: Die Klasse würde nun zuerst für Elefantenpingpong aufstellen, danach findet der zweite Teil der Prüfung statt. In der letzten Doppelstunde vor einer Woche hat bereits eine Runde der Prüfung stattgefunden, vereinzelt haben aber SuS gefehlt und können die Prüfung jetzt nachholen. Alle anderen können die Note vom letzten Mal noch beeinflussen (positiv wie auch negativ). In der zweiten Lektion sei diese Halle dann nicht mehr frei und die Klasse muss in die für den Turnerabend vorbereitete Turnhalle wechseln. Dort sind zum Teil schon technische Anlagen und die Dekoration aufgebaut, an ein Spiel sei deshalb nicht zu denken. Stattdessen würden sie die der Klasse bekannten Fitnessposten absolvieren.
Michael meldet sich zu Wort und meint, dass Mario ja Geburtstag habe und er deshalb in der zweiten Lektion das Spiel bestimmen dürfe. Der Lehrer sagt, dass ein Spiel in der anderen Turnhalle wirklich nicht möglich sei. Mario würde dem dann zustimmen, sobald er sieht, was in der Halle schon aufgebaut sei. Mario ruft dazwischen: „Das ist wirklich unfair, ich habe Geburtstag und ich darf in der zweiten Lektion etwas wünschen!“. Es sind dann hauptsächlich Mario und Michael, die den Lehrer davon überzeugen wollen, dass Mario das Recht habe, sich in der zweiten Stunde das Spiel zu wünschen. Der Lehrer beendet die Diskussion mit dem Argument, dass wenn die Diskussion jetzt so noch weitergehen würde, er die Tradition des Geburtstagswunsches streichen würde. Es sei schliesslich ein Geschenk vom Turnlehrer an die Kinder, was aber nicht heissen würde, dass die SuS ein Anrecht darauf haben würden. Sie sollten stattdessen dankbar sein, dass sie eine solche Gelegenheit überhaupt bekämen. Mario verschränkt die Arme und murmelt abermals: „Das ist wirklich unfair, immer gegen mich!“. Der grosse Teil der Klasse verfolgt die 5-minütige Diskussion wortlos.
Der Lehrer kommt dann dazu, die Anweisungen für das Aufstellen des Spiels zu geben. Er macht dies spontan, in dem er 2er oder 3er Gruppen einen Teil der Arbeiten zuweist, gerade so, wie sie im Kreis sitzen. Den Schülern ist der Aufbau bereits gut bekannt, es bestehen dazu keine Verständnislücken. Während die meisten SuS mehr oder weniger zielorientiert das „Netz“ aufbauen (Bänke in der Hallenmitte, welche auf Schwedenkästen aufgehängt werden), verwirft Mario die Hände und setzt sich demonstrativ auf einen Schwedenkasten, der von 2 Mädchen aufgestellt wird. Der Lehrer ermahnt Mario laut, dass er eine eigene Aufgabe gefasst hätte und jetzt nicht wegen dem verweigerten Spiel provozieren solle. Mario ruft erneut aus und versteckt sich bis zur Spielphase im Geräteraum – so tuend als ob er beim Aufbau helfen würde.
Als alles aufgestellt ist, ruft der Lehrer die SuS nochmals im Mittelkreis zusammen um die Prüfungsregeln zu wiederholen. Gespielt wird 6 gegen 6. Es gibt eine Note aus den Beobachtungen des Lehrers. Er beobachtet unter anderem, ob die SuS richtig stehen und rotieren. Ausserdem legt er das Augenmerk auf die Auswahl der Technik (hohe Bälle sollen mit den Händen - ähnlich dem Volleyballspiel - gespielt werden. Tiefe Bälle sollen mit den Füssen gespielt werden). Auch ist wichtig, welche Entscheidung man während dem Spiel trifft in Bezug auf Verteidigung, Passgeben oder Angriff einleiten. Die Zusammenarbeit im Team wird ebenso beobachtet wie der persönliche Einsatz. SuS, von denen bereits letztes Mal eine Note gemacht wurden, sollen trotzdem noch motiviert mitmachen. Ihre Note vom letzten Mal wird je nach der heutigen Leistung noch einmal nach oben oder unten angepasst. Gespielt wird in drei 6er-Teams, wobei immer ein Team auf den Bänken am Spielfeldrand zuschaut. Der Lehrer macht spontan die drei Teams indem er die SuS nach seinem Befinden so einteilt, dass die Teams fair und ausgeglichen und die problematischen Schüler nicht in die gleichen Mannschaften kommen. Nach der Teambildung sollen die SuS zwecks Aufwärmens drei Runden um das blaue Feld rennen. Sie müssen dabei entweder unter den Bänken durch oder über die Kasten klettern. Danach stellen sich zwei Teams auf dem Spielfeld auf, das dritte Team nimmt auf den Bänken an der Wand Platz.
Die Spiele laufen relativ geordnet ab, die Spiele dauern ungefähr 8-10 Minuten und jede Gruppe bestreitet zwei Spiele. Im 3. Spiel stehen sich die Teams von Michael und Hans gegenüber. Diese beiden sind schon lange befreundet und behaupten von sich auch, die im Sport führenden Jungs der Klasse zu sein. Nach einigen Spielminuten fangen beide an, sich den Ball nur noch per Kopfball einander zuzuspielen und lassen so die anderen SuS aussen vor. Es ging ihnen darum, möglichst oft zusammen spielen zu können ohne dass der Ballwechsel unterbrochen wird. Die anderen SuS raunen zwar ab und zu, schauen aber tatenlos zu. Es vergehen 2-3 Minuten bis ein anderer, grossgewachsener Junge dazwischen geht, Michael vor dem Ball abdrängt und den Ball weit ins andere Spielfeld spielt. So ermöglicht er wieder ein für alle zugängliches Spiel. Hans und Michael versuchen ihre Ballstafette dann noch ein- zweimal, aber nicht mehr mit dem Erfolg von vorhin. Durch die verlorene Konzentration begehen sie nun vermehrt Fehler was zum Punktgewinn der gegnerischen Mannschaft führt. Auf die egoistische Spielweise der beiden angesprochen, meinte der Lehrer: «Deswegen eine ungenügende Note zu setzen wäre nicht in Ordnung. Technisch und taktisch beherrschen die beiden das Spiel ja ganz gut. Es wird aber sicher Abzüge geben.»
Nach dem dritten Spiel ruft der Lehrer den SuS zu, dass sie nun jeweils das, was sie aufgebaut hatten wieder zusammenräumen sollen. Dies funktioniert eher zügig. Einige SuS klettern nach dem Verräumen aber noch im Geräteraum auf dem Material herum, Andere rennen durch die angrenzende Halle und kommen an der Seite der Faltwand wieder in die richtige Halle zurück. Der Lehrer muss kurz mit lauter Stimme die kletternden SuS zurechtweisen und sie aus dem Geräteraum schicken. Als auch die letzten SuS aus dem Geräteraum gekommen sind, weist der Lehrer sie an, in die andere Halle zu gehen und zu warten. Er selbst schliesst noch kurz den Schrank mit der Elektronik ab und geht dann ihnen nach um die 2. Lektion durchzuführen.