Fall Nr. 562

 

Orientierungslauf

Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Laufen, Springen, Werfen
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

9. Klasse, Niveau A, 14 Schülerinnen und Schüler (7 Schülerinnen und 7 Schüler), Doppellektion 10:10 – 11:45 Uhr. Sportlehrperson und ich als Praktikantin unterrichten gemeinsam. Thema: OL
In dieser Doppellektion gingen wir nach draussen in den Wald, um einen Stern-OL zu machen. Ziel der Lektion war Ausdauertraining kombiniert mit Orientierung und Umgang mit der Karte. Die Posten waren schon im Wald vorbereitet und auf den Karten eingezeichnet. Da in einem Teil zurzeit Bäume gerodet wurde, nahem die Lehrperson (LP) nochmals kurz Kontakt mit den Förstern auf, um die Lage zu besprechen. Währenddessen erklärte ich den Schülerinnen und Schülern (SuS) das weitere Vorgehen: Sie mussten Zweiergruppen bilden und erhielten eine Karte, mit der sie sich einen ersten Überblick verschaffen konnten und ihren aktuellen Standort ermitteln mussten. Da sich die Mädchen und Jungen nicht durchmischen wollten, fragten sie mich, ob sie jeweils zwei Dreiergruppen bilden können. Ich stimmte dem Vorschlag zu. Als die LP zurückkommt, berichtet sie allen SuS genau, wo sich das Sperrgebiet auf der Karte befindet und wie sie das umgehen mussten. Ausserdem erklärt die LP das Prinzip des Stern-OL: «Ihr geht in euren Teams mit den Karten los und sucht den Posten. Beim Posten angekommen findet ihr einen Stempel, den ihr bei der entsprechenden Nummer auf dem separaten Blatt stempeln müsst. Dann kehrt ihr wieder zurück, um eine neue Karte mit einem anderen Posten zu holen». Währenddessen erkennt die LP, dass zwei Dreiergruppen gebildet wurden. Sie fügt an, dass man nur als Zweiergruppe oder alleine den OL machen soll, worauf sich die SuS anfangen zu ärgern, wobei die LP gleichzeitig noch anfügt, dass sie jeweils zu den Posten hinlaufen können, dann jedoch zurückjoggen sollen. Somit soll es einfacher für die SuS sein, die Karte zu lesen und die Posten zu finden, wenn sie sich entsprechend Zeit nehmen können. Zur gleichen Zeit ärgerten sich die entsprechenden SuS, da ihnen vorher die Erlaubnis erteilt wurde, die Dreiergruppen zu bilden. Nach einem kurzen Gespräch, akzeptierten sie widerwillig den Entscheid und gingen alleine und in Zweiergruppen los, um die Posten im Wald zu suchen.
Schon nach 8 Minuten kehre das erste Zweierteam zurück. Sie haben die Posten schnell gefunden und es sei einfach für sie. Sie haben auch in der Freizeit schon einmal einen OL gemacht und sie würden gerne etwas Schwierigeres oder Anderes machen. Die LP erwidert, dass sie doch nochmals einen anderen Posten suchen sollen, da nicht alle so schnell sind wie sie. Sie sollen diese Stunde nochmals einzelne Posten suchen und wir würden dann in der nächsten Lektion einen Schritt weitergehen. Gelangweilt gingen sie wieder davon.
Nach weiteren 20 Minuten erkannten wir die zweite Gruppe, die langsam zurückläuft. Die LP schreit ihnen entgegen, dass sie zurückjoggen sollten. Sie schauen überrascht, joggen dann aber zurück. Ihnen war nicht klar, dass sie rennen mussten, die LP habe das nie erklärt.
Nun wurde auch klar, wieso viele SuS noch nicht zurückgekehrt sind. Erfahrungsgemäss wird je nach Posten nicht mehr wie 15 Minuten benötigt. Die Gruppe geht nochmals los, um einen weiteren Posten zu suchen.
Ein paar Minuten später kommt eine einzelne Person zurück. Als wir fragten, wo ihre Teamkollegin sei, erklärte sie, dass sie oben warten würde und sie den nächsten Posten für sie hole. Der Wald sei so steil, sie hätte keine Lust nach unten und dann wieder hoch zu laufen. Die LP entgegnete, dass es jedoch eine Teamaufgabe sei und sie jeweils zu zweit laufen mussten. «Aber ich kann nichts dafür, sie wollte nicht mit mir nach unten kommen. Ich habe ihr gesagt, sie soll mitkommen.» Daraufhin antwortete die LP, dass es ihr egal sei und sie jetzt nach oben gehen soll, um ihre Kollegin zu holen. Die Schülerin erklärte nochmals, dass sie nichts dafürkönne und es absolut unfair sei, dass sie jetzt nochmals hochlaufen muss, um ihre Kollegin zu holen, nur weil sie nicht mitkommen wollte. Ob sie ihre Kollegin nicht anrufen könne? Die LP verneinte und verdeutlichte, dass es ein Sportunterricht sei und sie jetzt nach oben gehen sollte. Genervt ging die Schülerin dann los.
Die restliche Lektion verlief gut und die Gruppen kamen stets wieder zurück, um einen neunen Kartenausschnitt zu holen. Die Gruppen blieben zusammen und holten ab und zu wieder neue Posten. Das schon geübte schnelle Zweierteam hatte jedoch keine Motivation mehr zu rennen, da es für sie langweilig wurde und passte sich an das Tempo der anderen Gruppe an.
Zum Schluss, durften die Gruppen schon wieder zum Schulhaus zurücklaufen, für die es sich nicht mehr lohnte, eine neue Karte zu geben. Als die letzte Gruppe aus dem Wald zurückkehrt, fragten sie, wo alle anderen seien. Das sei sehr unfair, nur weil die anderen Gruppen andere Posten suchen mussten, die nicht so weit weg waren. Das nächste Mal werden sie sonst auch im Wald warten, bis die Zeit um ist, und sie gehen können.