Fall Nr. 508

 

Riesentrampolin und Handball

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten
Disziplin/Sportart: Trampolin und Handball
Inhalte präsentieren: Spielen und Wettkämpfen
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Rahmenbedingungen:

• Fachmittelschule, 2. FMS (11.Schuljahr)
• Die Halle ist gut mit Material ausgestattet
• 20 SuS (14 Mädchen, 6 Knaben)
• Zeit der Doppellektion (90 Minuten): erste 2 Lektionen am Morgen
• Thema der Doppellektion: Riesentrampolin und Handball (Die Einführungslektion für das
Riesentrampolin hat bereits stattgefunden und Handball haben sie schon des Öfteren geübt)

Die Klasse ist ziemlich heterogen. Einige der SuS sind sehr gute Sportler und beteiligen sich sehr motiviert am Sportunterricht. Ein Mädchen ist sehr demotiviert und steht bei den Sportspielen nur auf dem Feld rum. Es ist schwierig sie zu motivieren, niemand will sie im Team haben. Die anderen Mädchen verhalten sich sonst eher unauffällig.

Die Lehrperson ist männlich und unterrichtet seit mehreren Jahren an dieser Schule.

Anmerkung: Die Schüler und Schülerinnen werden nachfolgend mit SuS und die Lehrperson mit LP abgekürzt.


Narrative Unterrichtsgeschichte:

Als die Lehrperson die Turnhalle betritt sind die meisten SuS schon anwesend. Einige haben sich einen Handball aus dem Schrank genommen und spielen sich Pässe zu. Die LP hat dies grundsätzlich erlaubt. Die SuS haben einen Sportpass für das Handball und können die ersten 10 Minuten selbständig üben. Einige der Mädchen sind in eine Diskussion vertieft und scheinen die LP nicht zu bemerken .
Nach einigen Minuten weist die LP die Mädchen darauf hin, dass die Stunde begonnen hat und sie ihre Diskussion nach der Stunde weiterführen sollen. Alle ausser zwei Mädchen stehen auf und holen sich einen Handball. Diese zwei Mädchen bleiben sitzen und diskutieren weiter. Die LP unterbricht die zwei Mädchen und sagt, sie sollen sich jetzt endlich einen Ball holen. Darauf erheben sich die beiden Mädchen und holen sich schimpfend einen Ball.

Nach den ersten 10 Minuten ruft die LP die SuS zusammen. Es verstreichen einige Minuten bis alle SuS ruhig sind. Die LP gibt das heutige Thema bekannt: „Wir üben heute Maxitrampolin und Handball." Die SuS zeigen keine Reaktion, nur ein Schüler weist die LP darauf hin, dass sie versprochen habe, in der nächsten Lektion Fussball zu spielen. Die LP erwidert, dass jetzt Handball auf dem Lehrplan stehe, Fussball werde dann im Sommer gespielt. Ein „Murren" geht durch die Klasse. Nach dieser kurzen Unterbrechung fährt die LP mit der Erläuterung des Themas weiter. Die SuS werden nach dem Einlaufen in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe ist mit der LP beim Maxitrampolin, die andere Gruppe kann selbständig Handball spielen.

Die LP fordert die SuS auf, aufzustehen. Sie sollen sich in der einen Hallenhälfte verteilen. Zu Beginn des Spiels hat es 3 SuS mit je einem Schlumpfhandball. Das Ziel dieser drei SuS ist es, einen Schüler mit dem Schlumpfhandball zu berühren. Wenn dies gelingt, kann der Ball weitergegeben werden. Wenn das Spiel von der LP mit einem Pfiff unterbrochen wird, müssen diejenigen SuS, die einen Schlumpfhandball in der Hand haben, eine Strafaufgabe erfüllen.
Während des Spiels stellt die LP fest, dass etwa ein Drittel der Klasse nur herumsteht und sich fast nicht bewegt. Nach dem ersten Pfiff ruft die LP die SuS zusammen und sagt, dass sich die SuS mehr bewegen sollen, damit sie am Schluss des Spiels eingelaufen sind. Einige der SuS bewegen sich tatsächlich etwas mehr, aber das Spiel erreicht keine hohe Intensität. Nach fünf Minuten ruft die LP die SuS zusammen.

Sie sollen sich in einem Kreis aufstellen. Er erklärt, dass für das Trampolinspringen die Körperspannung sehr wichtig sei. Darum sollen die SuS folgende Spannungsübungen in Dreigruppen durchführen:
1. Eine Person macht sich steif wie ein Brett und wird von den anderen zwei hin- und hergependelt.
2. Eine Person liegt steif wie ein Brett am Boden und soll an den Beinen hochgehoben werden ohne ein Abfallen des Rumpfes. Die meisten SuS führen diese Aufgaben aus. Bei der ersten Aufgabe muss die LP eine Gruppe unterbrechen, weil sie ihre Kraft überschätzen.

Nach dem Aufwärmen fordert er die SuS dazu auf, das Maxitrampolin aufzustellen und Handbälle zu holen.
Er gibt klare Anweisungen, wo und wie das Maxitrampolin aufgestellt werden soll. Ausserdem teilt er das aufzustellende Material den einzelnen SuS zu. Das Aufstellen verläuft ziemlich reibungslos, nur beim Aufklappen des Maxitrampolins haben die SuS mit einigen Problemen zu kämpfen. 10 Minuten später steht das Maxitrampolin (mit 2 dicken Matten und 8 dünnen Matten umgeben).

Die LP teilt die Klasse in zwei Gruppen auf. Sie will die Knaben nicht trennen und bittet um freiwillige Mädchen, die diese Gruppe noch ergänzen würden. Weil sich keins der Mädchen freiwillig meldet, bestimmt die LP vier Mädchen.
Nach der Gruppenbildung erklärt die LP den Auftrag für die Halbklasse (Mädchen) die Handball spielt: „Ich habe gesehen, dass ihr Probleme mit dem Werfen und Fangen habt, aus diesem Grund habe ich einige Blätter mit Übungen mitgebracht die ihr zu zweit ausführen sollt. In den letzten 10 Minuten könnt ihr noch ein Schlumpfhandball gegeneinander spielen."

Bevor er das Wort an die andere Gruppe richtet, schaut er auf die Uhr und bemerkt, dass bereits 30 Minuten der Lektion vorbei sind. Die LP wendet sich an die andere Halbklasse: „Heute und in den nächsten Lektionen lernen wir eine Kombination. Diese werde ich am Ende benoten. Kommt jetzt alle mit zum Trampolin und verteilt euch auf beiden Seiten gleichmässig."

Bevor die SuS mit dem Springen beginnen, wiederholt die LP die wichtigsten Sicherheitsaspekte und weist darauf hin, dass beim Verlassen des Trampolins Vorsicht geboten sei.

Die LP bittet Oliver mit dem Springen zu beginnen, weil er weiss, dass Oliver im Turnverein aktiv ist. Oliver soll den Strecksprung, eine halbe Drehung und eine ganze Drehung vorzeigen. Als Abschluss zeigt er noch einen Vorwärtssalto, hat jedoch Mühe, diesen sauber zu landen und fällt nach vorne auf die dicke Matte. Die SuS klatschen begeistert. Die LP erklärt, dass sie von jetzt an keine Vorwärts- und
Rückwärtsrotationen sehen will, weil es viel zu gefährlich sei. Wer sich nicht an diese Regel halten kann, wird vom Trampolinspringen ausgeschlossen.
Ein Lernender sagt laut: „Wir sind nicht mehr im Kindergarten." Die LP ignoriert diesen Kommentar und fährt mit dem Unterrichten weiter. Die restlichen SuS steigen einzeln auf das Trampolin und führen die vorgezeigte Kombination lustlos aus.

Die LP hat sich so positioniert, dass sie das Handballspiel im Blickfeld hat. Zuerst scheinen die SuS den Auftrag vorbildlich auszuführen. Alle stellen sich in Zweiergruppen auf und passen den Ball hin und her. Nach einigen Minuten wird es den SuS langweilig und sie sitzen auf den Boden und rollen sich den Ball hin und her oder stellen sich schwatzend in eine Ecke. Die LP beschliesst nicht einzugreifen, aber der Klasse am Schluss der Stunde eine Rückmeldung zu diesem Verhalten zu geben.

Nach einem weiteren Blick auf die Uhr entschliesst sich die LP, die Stunde hier zu unterbrechen und noch ein kurzes Handballspiel anzuhängen. Einige der Mädchen reagieren mit „Murren" und sagen, sie wollen auch noch Trampolin springen. Die LP vertröstet sie auf die nächste Stunde und fordert die SuS auf, das Maxitrampolin wegzuräumen sowie die dicken Matten als Tore aufzustellen, das Aufräumen verläuft schleppend, obwohl zum Abschluss noch gespielt wird.

Als alles aufgestellt ist, bestimmt die LP drei SuS, die wählen sollen. Keine der SuS will das Mädchen, welches so demotiviert ist, im Team haben, weil sie laut den SuS nur auf dem Feld rumstehe. Die LP teilt sie dem blauen Team zu, da es dort am wenigsten SuS hat. Es bleiben noch ca. 20 Minuten, um zu spielen. Die LP erklärt, dass nun Schlumpfhandball gespielt wird. Jedes Team spielt ein Mal gegeneinander. Die Feldspieler dürfen mit dem Ball nicht laufen und die Knaben dürfen nur mit links werfen. Jedes Spiel dauert fünf Minuten. Pro Team spielen 6 SuS (eine/r ist Auswechselspieler). Ein Schüler aus dem Auswechselteam übernimmt die Schiedsrichterrolle. Die LP fügt an, wenn die SuS gut mitspielen, können sie ein bisschen früher gehen.

Die SuS im ersten Spiel spielen mehrheitlich motiviert mit. Jedoch fällt auf, dass mehrheitlich die Knaben das Spiel dominieren, die Mädchen stehen eher passiv auf dem Feld. Darauf reagiert die LP folgendermassen: Die Tore der Knaben zählen nicht mehr, nur Mädchen dürfen Tore erzielen. Nach dieser Regeländerung werden die Mädchen mehr ins Spielgeschehen eingebunden. Jedoch hört man von Seiten der Knaben auch viel „Rumgemotze", weil die Mädchen das Tor nicht treffen.

Beim zweiten Spiel spielt die blaue Mannschaft, die das Mädchen hat, das sehr demotiviert ist. Der LP fällt auf, dass dieses Mädchen die ganze Zeit draussen sitzt und nicht eingewechselt wird. Er ruft dem blauen Team zu, jemand solle das Mädchen auswechseln. Nun steht sie auf dem Feld, bewegt sich jedoch keinen Meter.

Nachdem alle Teams gegeneinander gespielt haben, ruft die LP die SuS zusammen und fragt, wer am meisten Punkte erzielt habe. Die SuS antworten, dass Spielen so keinen Spass mache und sie aus diesem Grund die Punkte nicht gezählt haben. Die LP fragt, wo das gelbe Team sei. Die restlichen SuS antworten, dass diese SuS nach ihrem letzten Spiel bereits gegangen seien.

Die übrig gebliebenen SuS räumen die Matten weg und geben die Bändeli ab. Die Stimmung ist gereizt. Aus diesem Grund verzichtet die LP auf ein Feedback der Stunde und lässt die SuS ein paar Minuten früher gehen.