Fall Nr. 272

 

Rotationen rückwärts

Schlüsselsatz: Etwas resigniert stelle ich fest, dass ich sowohl den einen „schwachen“ Schüler nicht so betreuen konnte wie gewünscht als auch die stärkeren Schüler nicht zu einer etwas anspruchsvolleren und attraktiveren Form anregen konnte.
Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten
Mit Schüler*innen interagieren: Differenzieren und Individualisieren
Textsorte: Chronik

Fallbeschreibung:

Stellvertretung für fünf Wochen am Gymnasium, 3. Klasse, ca 13 Jungs, 60min Lektionen
3. Woche (d.h. zum dritten Mal Geräteturnen mit Rotationen rw), nächste Woche wird zu einem Element ihrer Wahl (Ringe aus dem Stand, MT oder Wallflip) eine Note gesetzt.
Geplant nach einem gemeinsamen Aufwärmen sind frei wählbare Stationentrainings. (Obwohl sie in der ersten Woche mit festgelegtem Postentraining in Bezug auf das selbständige Arbeiten noch etwas überfordert/zu wenig motiviert? waren)

Die Stationen, welche sie teilweise schon aus der ersten oder zweiten Lektion kennen, sind weiterhin alle mit Bildern und Text ausgestattet. Zusätzlich ist eine Videokamera mit direktem Videofeedback vorhanden und für die Wallflip-Station gibt es auf dem Laptop zusätzliche Beispiel- und Tutorialvideos.

Nach ca 20min Aufwärmen, inkl kurzer Repetition des Helfen & Sichern, wird die Notengebung genauer erläutert: Je schwieriger das Element desto höher ist die Ausgangsnote, respektive desto mehr Hilfestellung ist erlaubt.
Die vier Stationen sind: Barren (für Impulsauslösung), Ringe, MT, Wand
Die Schüler sind nun aufgefordert, in Kleingruppen selbständig auf ihre Prüfungsform hin zu üben. Ich will mich in der ersten Phase intensiver mit einem Schüler auseinandersetzen, der noch eine totale Blockade bei rw-Rotationen „in der Luft“ hat.

Nach einigen Minuten bemerke ich, dass alle anderen entweder an den Ringen oder überwiegend beim MT beschäftigt sind oder teilweise so tun als ob. Ich gebe darauf dem einen Schüler eine weiterführende Aufgabe und begebe mich zu den anderen. Wo ich es bemerkt habe, versuche ich die Drückeberger falls möglich mit einem Input zu motivieren oder sie zu einem nächsten Schwierigkeitsschritt zu bewegen. Bei der stärksten Vierergruppe (inkl einem Kunstturner) beherrschen sie den Salto rw schon nicht schlecht, daher schicke ich sie rüber an die Wallflip-Station. Da sollen sie sich mit dem Videomaterial und der gegenseitigen Hilfe am Wandsalto versuchen, mit der Aufforderung bei Fragen oder Problemen sich am mich zu wenden.

In der Zwischenzeit gehe ich zu den anderen Gruppen am MT und arbeite eine Weile mit ihnen. Als ich bemerke, dass die Wallflip-Gruppe immer noch um den Laptop herumsteht und keine Anstalten macht es praktisch auszuprobieren, begebe ich mich wieder zu ihnen und erkundige mich wieso sie nicht am üben sind.
Sie meinen das sei zu schwierig und wollen wissen ob ich denn so was kann. Nach dem ich es vorgezeigt habe, sagen sie immer noch sie seien doch nicht verrückt, das können sie nicht. Mit dem Kunstturner, einem zweiten Schüler und mir als Helfer demonstrieren wir den methodischen Aufbau nochmals. Durch kurzes Nachhaken gelingt es einen Schüler mit mir als Hilfe zur „einfachsten“ Variante zu bewegen, die er auch ganz gut meistert. Danach will er trotzdem keinen Schritt weiter gehen, und die Gruppe entschliesst sich wieder am MT zu üben.

Da ist die Stunde aber auch schon bald wieder zu Ende. Etwas resigniert stelle ich fest, dass ich sowohl den einen „schwachen“ Schüler nicht so betreuen konnte wie gewünscht als auch die stärkeren Schüler nicht zu einer etwas anspruchsvolleren und attraktiveren Form anregen konnte.