Fall Nr. 589

 

Unfaire Teams und fehlende Sicherheitsinstruktionen

Schlüsselsatz: «Die Schüler hantierten auch dann an den Verstellketten herum, wenn an gewissen Stationen geturnt wurde»
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten | Spielen
Disziplin/Sportart: Unihockey-Parcours und Turnen an den Ringen
Inhalte präsentieren: Üben und Trainieren
Bedingungen organisieren: Gruppen bilden – Sozialformen
Mit Schüler*innen interagieren: Differenzieren und Individualisieren
Spezielle Themen: Sicherheit

Fallbeschreibung:

Diese Doppelstunde fand nach der grossen Pause, während den beiden letzten Lektionen vor der Mittagspause statt. Die Klasse befasste sich zu dieser Zeit parallel mit zwei unterschiedlichen Themengebieten. Einerseits bereiteten sie sich auf die bald anstehende Unihockey-Prüfung vor, andererseits übten sie das Turnen an den Ringen. Neben der Unihockey-Prüfung wird in einigen Wochen ein schulinternes Unihockey-Turnier anstehen, für welches die Klasse zusätzlich trainiert hat.
Der Sportlehrer begann mit dem Unterricht, nachdem die letzten Schüler die Turnhalle betreten hatten. Er wies die Schüler an, sich auf die bereits aufgestellte Langbank zu setzten und begrüsste sie. Danach erklärte er den Schülern den Ablauf der beiden Lektionen. Unter anderem erklärte der Sportlehrer den Schülern, dass sie den Unihockey-Parcours, welchen sie im Anschluss aufstellen und üben werden, so auch an der Prüfung durchlaufen werden. Nachdem alle Fragen zum Parcours geklärt wurden, erteilte der Sportlehrer den Schülern den Auftrag, den Unihockey-Parcours aufzustellen. Dazu gab er der Klasse ein ausgedrucktes Blatt, auf welchem der Parcours eingezeichnet war. Die Schüler begannen umgehend mit dem Aufbau des Parcours, währenddessen schloss der Sportlehrer den Schrank mit den Unihockey-Schlägern auf und stellte den Schülern eine Kiste mit Unihockey-Bällen in die Turnhalle.
Kurze Zeit später war der Parcours fertig aufgebaut und die Schüler konnten mit dem Üben beginnen. Die Klasse befasste sich schon längere Zeit mit dem Thema Unihockey und hat den Parcours schon einige Male durchgeführt. Dementsprechend reibungslos lief das Üben des Parcours ab. Als jeder Schüler den Parcours einige Male durchlaufen hatte, versammelte der Sportlehrer die Klasse in der Mitte der Halle. Er sagte ihnen, dass das, was er gesehen hatte, schon super aussah. Um anschliessend für das Unihockey-Turnier zu üben, liess er die Schüler alle Bestandteile des Parcours wegräumen, ausser die Tore.
Danach teilte der Sportlehrer die Klasse in zwei Teams auf. Das Unihockey-Turnier wird im regulären Klassenverband und nicht in der Zusammensetzung der Klassen, wie sie im Sportunterricht anzutreffen sind, stattfinden. Deshalb entschied sich der Sportlehrer dafür, die Schüler so einzuteilen, dass die eine Klasse gegen die andere spielte. So sagte er, sollte die eigentliche Turniersituation simuliert werden. Daraufhin ging ein Raunen durch die Klassen, denn wie die Schüler lautstark bemängelten, seien die Gruppen nicht ausgeglichen und unfair.
Ihre Vermutung bestätigte sich während dem Spiel ziemlich schnell. Das eine Team erzielte einen Treffer nach dem anderen und so geriet das andere Team immer mehr in den Rückstand. Umso mehr sich der Punkteabstand vergrösserte, desto angespannter wurde die Stimmung in der Turnhalle. Der Sportlehrer musste das Spiel mehrmals unterbrechen, die Schüler immer wieder dazu ermahnen, fair zu spielen.
Nach einem unschönen Foul war er gerade dabei, den Schüler vor die Tür zu schicken, als er bemerkte, dass ein anderer Schüler einen Kaugummi im Mund hatte. Er rief ziemlich genervt: «Und du kaust schon wieder Kaugummi? Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du im Sportunterricht keinen Kaugummi kauen darfst. Du kannst gleich mit vor die Türe gehen.» Danach liess er das Spiel wieder weiterlaufen. Einige Minuten später war die erste Lektion der Doppelstunde zu Ende. Er beauftragte die Schüler alle Unihockey-Materialien wegzuräumen und gab den beiden Schülern, welche vor der Türe gewartet hatten, ein Zeichen, dass sie wieder zurück in die Halle kommen durften.
Der Sportlehrer liess die Schüler etwas trinken. Zum Beginn der zweiten Lektion versammelte er alle Schüler in der Mitte der Turnhalle. Sie formten einen Kreis und dehnten sich gemeinsam fürs Ringturnen ein. Als die Klasse mit den Dehnübungen fertig war, erklärte der Sportlehrer den Schülern, wie sie die einzelnen Stationen fürs Ringturnen aufbauen sollten. Insgesamt gab es fünf Stationen. Davon wurden vier gleich aufgestellt, nämlich mit mehreren dünnen Matten und einer dicken Matte für den Abgang. Die letzte Station sollte ausschliesslich mit 16er-Matten bestückt werden, um dort den Salto-Abgang-Rückwärts üben zu können.
Der darauffolgende Aufbau der Stationen lief etwas zähflüssig ab. Einige Schüler sprangen auf den Matten umher, anstatt die Stationen zügig aufzustellen. Als dann schliesslich alles aufgestellt war, versammelte der Sportlehrer die Klasse auf der Langbank und besprach mit ihnen die verschiedenen Übungen, welche ihnen zur Auswahl standen. Die Schüler konnten sich zwischen drei verschiedenen Übungen, welche jeweils aus verschiedenen Elementen bestanden, entscheiden. Je schwerer die Übung war, desto besser wäre die Note sein, die maximal erreicht werden könnte.
Nachdem er den Schülern die einzelnen Elemente erklärt hatte und alle Fragen beantwortet hatte, wies er sie an, sich auf die Stationen zu verteilen. Der Sportlehrer informierte, er würde die Station mit den 16er-Matten betreuen, um mit den Schülern, welche sich für die anspruchsvollste Übung entschieden haben, den Salto-Abgang-Rückwärts zu üben. Zudem sollten sie sich die Höhe der Ringe an jeder Station jeweils selbst einstellen. Die Schüler verteilten sich auf die Stationen und praktisch nach jedem Wechsel musste die Höhe der Ringe neu eingestellt werden. Demnach bildete sich an der Wand der Turnhalle eine Traube von Schülern um die Verstellketten, an welchen die Ringhöhe verstellt werden konnte. Die Schüler hantierten auch dann an den Verstellketten herum, wenn an gewissen Stationen geturnt wurde.
Bei einigen Schülern konnte beobachtet werden, dass sie das Turnen an den Ringen schnell im Griff hatten, andere wirkten etwas verloren und versammelten sich immer wieder um das Blatt mit der Liste der verschiedenen Übungen. Dabei fiel ein Schüler besonders auf, er war etwas übergewichtig und machte generell einen eher demotivierten Eindruck. Er wagte sich einmal kurz an die Ringe, mit sichtlichem Misserfolg. Daraufhin setzte er sich abseits der Stationen auf einen Matten-Wagen und blieb bis zum Ende der Lektion dort.
Kurz vor dem Ende der zweiten Lektion versammelte der Sportlehrer die Klasse nochmals und lobte sie für ihre gute Leistung an den Ringen. Dann erteilte er der Klasse den Auftrag, alle Stationen abzubauen und das verwendete Material im Geräteraum zu versorgen. Als die Turnhalle wieder aussah, wie vor der Doppelstunde, wünschte er den Schülern einen schönen Nachmittag und entliess sie in die Mittagspause.