Fall Nr. 452

 

Volleyball Technik und Spiel (3:3)

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Volleyball
Bedingungen organisieren: Gruppen bilden – Sozialformen
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Bedingungen:
Die Gymnasiumklasse im 9. Schuljahr besteht aus 9 Knaben und 13 Mädchen. Das Niveau der SuS ist sehr heterogen, da einige bereits in der Oberstufe Volleyball gespielt haben und andere erst ein paar Mal vor dem Praktikum der LP.

Thema:
Das Unterrichtsthema ist Volleyball Technik und Spiel (3:3) und wird über 8 Lektionen für die Prüfung erarbeitet und geübt. Die Technikprüfung wird aus einer Abfolge von Technikelementen bestehen. Das Spielverhalten wird im 3:3 anhand von Beherrschung der Technikelemente, Position im Spielfeld und taktischem Verhalten bewertet. Die beschriebene Lektion ist die 4. Lektion.

Unterrichtssituation:
Der Unterricht beginnt mit verschiedenen Schnappballformen. Zuerst werden Punkte erzielt, indem ein Volleyball innerhalb der Mannschaft 5 Mal gepasst werden muss. In einer zweiten Form können die Mannschaften einen Punkt erzielen, indem ein Pass über eine Manschette oder einen Zehnfingerpass zurück oder zu einem weiteren Teammitglied gespielt wird. Die erste Form ist den SuS bestens bekannt und das Spiel läuft gut. Bei der zweiten Form verlieren einige technisch schlechtere SuS den Ball häufig und der Punkt geht verloren. Dies hält die Mitspieler davon ab, ihnen den Ball zu passen. Die LP beobachtet dies, greift jedoch nicht ein.

In einer weiteren Phase erarbeiten, wiederholen und üben die SuS verschiedene Technikelemente zu zweit und es wird ihnen Zeit zum Üben der Prüfungsform (Technik) gegeben.

Danach sagt die LP: „So, jetzt spielen wir noch ein bisschen 2:2. Wir machen die Mannschaften nicht nach Zufallsprinzip. Ihr sollt euch selbst einschätzen und die, die sich sicher fühlen im Volleyball, die stehen hier, die, welche noch unsicher sind, stehen dort hin. Nun bilden immer zwei Personen aus diesen Gruppen ein Team, bei den „Profis“ gibt es zwei Dreiergruppen. Jetzt habt ihr die Techniken gut geübt, versucht diese umzusetzen und möglichst immer 3 Ballkontakte zu machen. Achtet gut auf die Aufstellung, die wir das letzte Mal angeschaut haben. Beginnt das Spiel mit einem Gratisball.“

Die Klasse teilt sich sehr schnell in die beiden Niveaus ein, die SuS unterschätzen sich dabei eher, als dass sie sich überschätzen. Auf 4 Feldern wird 2:2 gespielt, auf 1 Feld 3:3.

In der oberen Hallenhälfte spielen die besseren Teams gegeneinander und es entstehen zur Freude der LP sehr schöne Ballwechsel. Obwohl erst Aufschlag, Manschette und Touche behandelt wurden, bauen einige SuS Angriffe mit Smash- oder Fintentechnik ein. Die SuS wirken motiviert und engagiert. In der anderen Hälfte der Halle, wo die SuS ein eher tiefes Niveau im Volleyball haben, herrscht eine deprimierte Stimmung. Durch die schlechte Technik kann kaum ein Anschlag (wenn er überhaupt über das Netz kommt) abgenommen werden. Wenn ein Ball abgenommen wird, wird er immer gleich zurückgespielt. Die SuS verhalten sich eher statisch und sind unmotiviert und es fallen Sätze wie: „Ich hasse Volleyball. Ich kann das sowieso nicht.“

Die LP schlägt den SuS vor, anstatt einem Aufschlag den Ball einfach nur hoch über das Netz zu werfen und dass nur der Zehnfingerpass verwendet wird. Unmotiviert setzen die SuS ihr Spiel fort. Durch das Anwerfen wird die Abnahme besser, jedoch sind die Pässe immer noch viel zu ungenau und gehen in alle Richtungen.

Die LP unterbricht die Spielsequenz und schlägt eine neue Gruppenaufteilung vor: Jede Person der Profis bildet nun ein Team mit einer Person der schwächeren Gruppe.

Die LP stellt zwei Hauptreaktionen unter den SuS fest: Die stärkeren SuS sind ziemlich unzufrieden mit der Situation, die schwächeren SuS wirken unsicher und beschämt. Die Gruppen bilden sich nicht so schnell, die LP muss, um die Zeit einzuhalten, zögernde SuS selbst zu Teams zusammenstellen.

Die SuS verhalten sich im anschliessenden Spiel unterschiedlich: Zum einen strengen sich einige der schwächere SuS enorm an um mitzuhalten. Einige der stärkeren SuS passen sich zur Freude der LP dem Niveau an und spielen einfache Pässe, wobei auf einigen Spielfeldern ein akzeptabler Ballwechsel abläuft. Die vorher unmotivierten SuS engagieren sich dort wieder vermehrt und schaffen es, sich im Spiel einzubringen.

Die LP geht bei allen Teams vorbei und bemerkt, dass auf zwei Spielfeldern kein Spiel entsteht. Einige (schwächere) SuS stehen mit beklemmt verschränkten Armen am Spielfeldrand, währenddessen sich die stärkeren SuS den Ball hauptsächlich unter sich zuspielen. Die LP versucht, ohne Erfolg, die SuS dazu aufzufordern, miteinander zu spielen. Bemerkungen wie „Ich mache sowieso nur alles falsch“ oder „Wieso können wir nicht wieder wie vorher unter uns spielen?“.

Die LP weiss sich nicht zu helfen und ist enttäuscht darüber, dass sich die SuS nicht mal anpassen können.